Lichtstarke Festbrennweite (nicht nur) für Astrofotografen
Sigma 20 mm F1.4 DG DN Art im Test
Seite 2 von 2, vom 2022-08-30 (Autor: Harm-Diercks Gronewold)Zur Seite 1 wechseln
Streulicht und Bokeh
Streulicht gehört zu den größten Feinden eines kontrastreichen Fotos, denn von der Seite einfallendes Licht hat das Potential, neben manchmal gewünschten Blendenflecken auch Innenreflexionen zu produzieren, die sich durch mehr oder weniger drastische Kontrastreduktion im Bild bemerkbar machen.
Sobald seitliches Licht auf die gewölbte Frontlinse des 20 mm F1.4 DG DN Art fällt, zeigen sich zunächst Blendenflecke und bei steiler werdendem Einfallswinkel macht sich ein Kontrastverlust bemerkbar. Die Streulichtblende kann das Problem reduzieren, aber auch sie muss sich bei sehr steilem Einfallswinkel geschlagen geben. Während die Blendenflecke dank vergüteter Linsen minimal sind und dazu noch gut aussehen, ist der Kontrastverlust eher unschön großflächig.
Als Bokeh wird die Darstellung von Spitzlichtern im unscharfen Bereich vor und hinter der Fokusebene bezeichnet. Die Beurteilung ist eher subjektiv, dennoch gibt einige Merkmale die ein gutes Bokeh auszeichnen. Zum einen ist es die Homogenität in der Helligkeit. Ist das Lichtplättchen inhomogen, dann wirkt sich das störend auf die "Ruhe" des unscharfen Bereichs aus. Inhomogenität kann sich in "Zwiebelringen" äußern oder in einem hellen Rand und einer dunkleren Mitte beziehungsweise einem dunklen Rand und einer hellen Mitte. Das Bokeh des 20 mm F1.4 DG DN Art präsentiert sich wundervoll rund und ohne Farbsäume. Leider ist die Helligkeit ringförmig inhomogen und wirkt wie "Zwiebelringe", was das Bild eher unruhig macht. Dieser Effekt ist auf die drei asphärischen Linsenelement in der Objektivkonstruktion zurückzuführen.
Bildqualität
Wir haben das 20 mm F1.4 DG DN Art an der 42 Megapixel auflösenden Sony Alpha 7R III getestet. Der gesamte Labortest mit allen Diagrammen und Erläuterungen ist über die weiterführenden Links gegen ein kleines Entgelt erhältlich. Ein Kauf hilft uns dabei, unsere unabhängigen Testberichte wie diesen zu finanzieren.
Die Filterschablone GP-21 gehört zum Lieferumfang des Sigma 20 mm F1.4 DG DN Art. Mit ihr lassen sich rückwärtige Filter aus Folien einfach zuschneiden. [Foto: Sigma ]
Der optische Aufbau des Sigma 20 mm F1.4 DG DN Art besteht aus 17 Linsen, die in 15 Gruppen angeordnet sind. Neben der beidseitig asphärischen Frontlinse hat Sigma dem Objektiv zwei weitere asphärische Linsen spendiert, auch zwei Linsen aus Spezialglas, in diesem Fall SLD-Linsen, fehlen nicht.
Während die Sony Alpha 7R III die Randabdunklung und Farbsäume elektronisch auskorrigiert, ist die Verzeichnungskorrektur in der Standardeinstellung deaktiviert. Somit ist es nicht verwunderlich, dass sich Farbsäume nicht sichtbar sind. Die Randabdunklung ist mit 1,5 EV bei offener Blende dagegen trotz Korrektur ziemlich deutlich sichtbar. Glücklicherweise reicht es schon aus, die Blende auf F2 zu schließen, um nur noch eine Randabdunklung von 0,7 EV verschmerzen zu müssen.
Bei der elektronisch unkorrigierten Verzeichnung macht sich ab etwa 60 Prozent radialem Abstand von der Bildmitte eine tonnenförmige Verzeichnung bemerkbar. Diese erweitert sich zum Bildrand auf etwas mehr als 1,5 Prozent. Das ist nicht so optimal, lässt sich aber elektronisch nachträglich oder direkt bei der Aufnahme korrigieren. Allerdings muss man für eine solche Korrektur einen möglichen zusätzlichen Auflösungsverlust zum Bildrand in Kauf nehmen. Immerhin ist die Verzeichnung in Relation zum enormen Bildwinkel nicht allzu stark.
Apropos Auflösung: Das Sigma 20 mm F1.4 DG DN Art zeigt sich bei offener Blende in der Bildmitte mit mageren 67 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) bei 50 Prozent Kontrast in Relation zu den 42 Megapixeln des Bildsensors eher weniger gut auflösend. Immerhin liegt hier der Auflösungsverlust zum Bildrand nur bei zehn Prozent (auf 60 lp/mm). Schließt man die Blende um eine Stufe auf F2, wendet sich das Blatt deutlich. Hier steigt die Auflösung in der Bildmitte auf knapp 84 lp/mm, was ein sehr guter Wert ist. Zum Rand fällt die Auflösung hier um 24 Prozent auf etwa 63 lp/mm ab. Den geringsten Auflösungsverlust bei einer Auflösung in der Bildmitte von über 80 lp/mm beschert die Blende F8. Hier beträgt der Randverlust nur noch elf Prozent.
Fazit
Das Sigma 20 mm F1.4 DG DN Art ist zwar nicht unbedingt für die Fotografie mit offener Blende geeignet, zumindest nicht, wenn man die maximale Auflösung nutzen möchte, aber ab Blende F2 ist die niedrige Auflösung Geschichte. Das inhomogene Bokeh ist dagegen wirklich schade, zumal die Bokeh-Anatomie ansonsten wirklich schön ist. Ob die Ausstattung für die Astrofotografie so gelungen ist, ist mit Sicherheit eine subjektive Entscheidung. Wir begrüßen es auf jeden Fall, dass Sigma sich Gedanken macht und neue Ideen umsetzt, um Fotografen ihre Arbeit beziehungsweise ihr geliebtes Hobby zu erleichtern. Allerdings ist das Sigma 20 mm F1.4 DG DN Art mit einem Preisetikett von knapp 1.000 Euro kein besonders günstiger Einstieg in die Astrofotografie.
Kurzbewertung
- Breiter Fokusring
- Viele Funktionselemente
- MF-Fokussperrschalter
- Gute Auflösung ab F2
- "Zwiebelringe" im Bokeh
- Nicht offenblendtauglich