Lichtstarkes Standardzoom

Testbericht: Canon RF 24-70 mm 2.8L IS USM

Seite 2 von 2, vom 2020-12-14 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Bildqualität

Die Bildqualität des Canon RF 24-70 mm 2.8L IS USM haben wir an der 45 Megapixel auflösenden, spiegellosen Kleinbild-Systemkamera EOS R5 getestet. Genau genommen haben wir mit dem Test des Objektivs sogar auf eine so hoch auflösende Canon gewartet und es nicht bereits an der EOS R getestet, die es "nur" auf 32 Megapixel bringt. Tatsächlich erreicht das Standardzoom eine sehr hohe Maximalauflösung von knapp über 86 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) bei 50 Prozent Kontrast. Diese Auflösung liegt leicht auf F4 abgeblendet im Bildzentrum bei einer Brennweite von 40 Millimeter an (siehe auch Diagramm aus dem Labortest unten). Aber auch bei Offenblende ist die Auflösung nur minimal niedriger. Ab F8 rutscht sie (knapp) unter die Marke von 80 lp/mm, ab F16 sind es nur noch knapp über 60 lp/mm. Am kurzen Brennweitenende ist die Auflösung kaum geringer, bei maximaler Brennweite hingegen ist das Zoom bei Offenblende mit nur 65 lp/mm etwas schwächer. Bei F5,6 schließt die Auflösung auf und liegt bei allen Brennweiten im Bildzentrum bei über 80 lp/mm.

Am Bildrand hingegen sieht es schon ganz anders aus. Hier kommt das Canon RF 24-70 mm 2.8L IS USM nicht über 65 lp/mm hinaus, die bei 24 und 40 Millimeter Brennweite auf F8 abgeblendet erreicht werden. Bei 70 Millimeter liegt das Auflösungsmaximum am Bildrand bei lediglich 58 lp/mm und wird erst bei F11 erreicht. Wer also gerne Porträts aufnimmt, muss bei Offenblende mit einer etwas geringeren Auflösung leben, die mangelnde Randauflösung wird hingegen nicht stören. Bei Landschaftsaufnahmen sollte man eher im Weitwinkel bis Normalbrennweitenbereich bleiben und auf F5,6 bis F8 abblenden.

Architekturaufnahmen profitieren nicht nur von einer gleichmäßigen Auflösung, sondern verlangen auch eine möglichst geringe Verzeichnung. Diese liegt im Weitwinkel bei unter 1,5 Prozent Tonnenform und bei mittlerer Brennweite bei knapp über 0,5 Prozent Kissenform. Beides ist akzeptabel und kann für Perfektion in der Bildbearbeitung gut eliminiert werden. Subjektiv am stärksten wird die Verzeichnung bei 70 Millimeter sichtbar, wo sie 1,5 Prozent Kissenform erreicht.

Chromatische Aberrationen sind überhaupt kein Problem, zudem zeigt sich nur eine leichte Randabdunklung, die dank des sanften Verlaufs kaum auffällt. Vor allem bei kurzer, aber auch bei mittlerer Brennweite lohnt sich das Abblenden auf F4, um die Randabdunklung zu verringern. Etwas anders sieht es mit Farblängsfehlern aus, die in geringem Maße auftreten. Das heißt im Unschärfebereich vor und hinter der Schärfeebene treten leichte Farbsäume auf, die aber in der Regel kaum auffallen.

Ausgesprochen gut fällt das Bokeh aus. Die neun Blendenlamellen formen eine gleichmäßige, nahezu kreisrunde Öffnung, die Unschärfescheibchen sind am Rand nur minimal heller, wenn überhaupt. So verschmelzen unscharfe Strukturen im Hintergrund gut ineinander. Auch im Gegenlicht bleibt die Bildqualität mit hohen Kontrasten gut, was sicher nicht zuletzt der ASC-Vergütung (Air Sphere Coating) zu verdanken ist. Blendenreflexe treten hingegen bei direkten punktuellen Lichtquellen im Bild durchaus in geringem Maße auf.

Fazit

Wer sich bei einem Preis von knapp über 2.300 Euro mit einem hochwertigen Kunststoffgehäuse zufrieden gibt, bekommt mit dem Canon RF 24-70 mm 2.8L IS USM ein sehr gut ausgestattetes, wetterbeständiges, durchgehend lichtstarkes Standardzoom, das in den meisten Bereichen überzeugt, aber auch nicht ganz frei von Schwächen ist. Ärgerlich ist beispielsweise, dass sich die Rastung des Steuerrings nur vom Service deaktivieren lässt. Der Autofokus und die Naheinstellgrenze wissen zu überzeugen, auch wenn sich die Brennweite mit der höchsten Vergrößerung nur sehr umständlich exakt einstellen lässt. Auch der Bildstabilisator weiß mit seiner guten Effektivität zu überzeugen. Bei der Bildqualität gibt es Licht und Schatten. Farbsäume, Randabdunklung und auch die Verzeichnung sind überwiegend gering, die maximal erreichbare Auflösung ist hoch. Hier kommt es aber auf die Zoomstellung und die Blende an. Vor allem beim doch recht hohen Auflösungs-Randabfall und in Telestellung muss die Auflösung etwas federn lassen.

Kurzbewertung

  • Gute Ausstattung (Bildstabilisator, Einstellring, Spritzwasserschutz)
  • Schneller und leiser Autofokus
  • Hoher Kontrast im Gegenlicht
  • Schönes Bokeh
  • Geringe chromatische Aberrationen
  • Gehäuse und Filtergewinde bestehen lediglich aus Kunststoff
  • Auflösungsverlust zum Bildrand
  • Rastung des Steuerrings nur vom Service deaktivierbar

Canon RF 24-70 mm 2.8L IS USM mit Canon EOS R5

Auflösung MTF


EOS R5


EOS R3


EOS R5 Mark II

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Canon
Modell RF 24-70 mm 2.8 L IS USM
Unverbindliche Preisempfehlung 2.499,00 €
Bajonett Canon RF
Brennweitenbereich 24-70 mm
Lichtstärke (größte Blende) F2,8 (durchgängig)
Kleinste Blendenöffnung F22
Linsensystem 21 Linsen in 15 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
KB-Vollformat ja
Anzahl Blendenlamellen 9
Naheinstellgrenze 210 mm
Bildstabilisator vorhanden ja
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 82 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 89 x 126 mm
Objektivgewicht 898 g

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