Lichtstarkes Ultraweitwinkelzoom

Testbericht: Fujifilm XF 8-16 mm F2.8 R LM WR

2019-06-12 Das Fujifilm XF 8-16 mm F2.8 R LM WR ist mit einer durchgehenden Blendenöffnung von F2,8 nicht nur ein lichtstarkes, sondern mit acht Millimetern Anfangsbrennweite auch das weitwinkligste Autofokus-Objektiv, das man aktuell für Kameras mit APS-C-großem oder kleineren Bildsensoren bekommen kann. Mehr Weitwinkel ohne Fisheye-Effekt bleibt den Vollformatkameras vorbehalten. Ob das Fujifilm XF 8-16 mm F2.8 R LM WR trotz der Superlative auch eine gute Bildqualität abliefert und wo seine Stärken und Schwächen liegen, verrät unser Test.  (Benjamin Kirchheim)

Eigentlich lassen sich gerade Superweitwinkelobjektive für spiegellose Systemkameras aufgrund des im Vergleich zu DSLRs deutlich geringeren Auflagemaßes besonders kompakt und leicht bauen. Das Fujifilm XF 8-16 mm F2.8 R LM WR scheint dagegen das genaue Gegenteil zu verkörpern: Mit einer Länge von knapp über zwölf und einem Durchmesser von fast neun Zentimetern sowie einem Gewicht von über 800 Gramm ist es ein echter Brummer. Dabei kommt nicht einmal, wie man es sonst von Fujifilm gewohnt ist, viel Metall beim Gehäuse zum Einsatz. Stattdessen bestehen der hintere Tubusteil, der Zoomring und die fest verbaute Streulichtblende aus Kunststoff, der aber mit seiner hochwertigen Verarbeitung den Metallteilen in nichts nachsteht. Selbstverständlich ist das Objektiv komplett gegen das Eindringen von Spritzwasser und Staub abgedichtet, was man bei einem fast 2.000 Euro teuren Objektiv aber auch wirklich erwarten kann.

Bedienung und Ausstattung

Beim Zoomen von acht auf 16 Millimeter Brennweite behält das Objektiv zwar seine Baulänge, tatsächlich zieht sich aber die Frontlinse dabei um gut 1,7 Zentimeter zurück. Sie ist übrigens stark gewölbt, es gibt daher kein Filtergewinde, aber auch auf einen Einschub für Einschraubfilter oder wenigstens Filterfolien hat Fujifilm verzichtet. Jedenfalls ändert sich das Volumen des Objektivs beim Zoomen, wofür Fujifilm an der Unterseite eigens eine "Luftschleuse" eingebaut hat, um das Eindringen von Staub und Spritzwasser bestmöglich zu verhindern. Diese clevere Konstruktion kam bereits bei anderen spritzwassergeschützten Zoomobjektiven zum Einsatz.

Mit weniger als einer Viertel-Umdrehung lässt sich mit dem zwei Zentimeter breit gummierten und geriffelten Zoomring, der in der Mitte des Objektivs sitzt, butterweich die Brennweite einstellen. Bei 8, 10, 12 und 16 Millimetern gibt es Markierungen, das entspricht den kleinbildäquivalenten Brennweiten von 12, 15, 18 und 24 Millimetern. Das Zurückziehen der Frontlinse hat noch einen netten Nebeneffekt: Damit wächst effektiv die Größe der Streulichtblende, das heißt sie arbeitet bei längerer Brennweite effektiver, als wenn sich die Frontlinse nicht zurückziehen würde.

Der Blendenring besteht wie gewohnt aus auf einer Breite von acht Millimetern grob geriffeltem Metall. Er rastet zwischen F2,8 und F22 spür- und hörbar in Drittelstufen ein. Die Automatik jenseits der Blende F22 ist quasi eine Blendenstufe weit weg platziert, aber ohne Zwischenrastungen und leider auch ohne Arretierung. So kann es durchaus passieren, dass man ungewollt mit F22 statt mit Blendenautomatik fotografiert. Man sollte also die Blendenanzeige im Livebild oder auf dem Objektiv vor jedem Foto, auch wenn es nur ein Schnappschuss sein soll, kontrollieren.

Ganz vorne am Objektiv sitzt der auf 1,5 Zentimetern Breite fein geriffelte Fokusring aus Metall. Er ist sehr leichtgängig, fast schon zu sehr nach unserem Geschmack. Er arbeitet rein elektronisch, was unterschiedlich starke Reaktionen auf schnelle und langsame Bewegungen erlaubt. Das sorgt wiederum dafür, dass man äußerst feinfühlig manuell fokussieren kann. Dank diverser Anzeigehilfen auf dem Kameradisplay beziehungsweise im Sucher, wie etwa einer Fokuslupe, einer Entfernungsskala samt Anzeige der Schärfentiefe, Fokuspeaking und je nach Kameramodell sogar einem digitalen Schnittbildindikator, wird das manuelle Fokussieren zum Kinderspiel.

Doch auch der Autofokus arbeitet zuverlässig und flott. Die Fokusgruppe muss nur kurze Wege zurücklegen, was äußerst leise geschieht. Die Naheinstellgrenze beträgt 25 Zentimeter, das entspricht elf Zentimetern ab Sonnenblendenvorderkante. Was zunächst nach sehr wenig klingt, ergibt dennoch nur einen schwachen maximalen Abbildungsmaßstab von 1:10. Trotz geringen Abstands erreicht man aufgrund der extrem kurzen Brennweite beziehungsweise des großen Bildwinkels keine beeindruckenden Vergrößerungen. Beeindruckende Perspektiven lassen sich hingegen problemlos erreichen, man muss sogar etwas üben, um die extremen Bildwinkel überhaupt in den Griff zu bekommen und ansehnliche Fotos zu gestalten, vor allem, wenn nicht einfach nur viel aufs Bild soll, was die Motivdetails einfach nur sehr klein erscheinen lässt.

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.