Bildqualität
Das Fujifilm XF 8-16 mm F2.8 R LM WR kombiniert gleich zwei Superlative miteinander: Eine für ein Zoom hohe Lichtstärke sowie einen besonders großen Bildwinkel, den man mit anderen Zooms und erst recht Festbrennweiten nicht erreichen kann. Diese Superlative erkauft man sich teuer mit Geld, Größe und Gewicht. Dafür sollte dann aber bitteschön auch die Bildqualität stimmen. In der Praxis aber zeigen sich bei genauem Hinsehen durchaus ein paar kleinere Schwächen. So wirkt das Objektiv bei Offenblende etwas weicher als abgeblendet und auch bei Gegenlicht muss man trotz der Nanovergütung etwas aufpassen oder aber mit den auftretenden Lensflares kreativ arbeiten.
An der Fujifilm X-T30 wirkt das große XF 8-16 mm F2.8 R LM WR fast schon überdimensioniert. Im Labortest zählt aber vor allem der Bildsensor. Hier kommt derselbe 26 Megapixel auflösende Bildsensor wie im Topmodell X-T3 zum Einsatz, weshalb wir auf die eigentlich "adäquate" Kamera verzichtet haben, denn die X-T30 befand sich ohnehin zum Test in der Redaktion.
Optische Fehler gleicht Fujifilm im gemessenen JPEG-Format mit Hilfe des Lens Modulation Optimizers automatisch bestmöglich aus, sogar der Beugung soll gegengesteuert werden. Tatsächlich fällt etwa die Randabdunklung mit maximal 0,7 und minimal 0,3 Blendenstufen sehr gering aus, durch den sanften Verlauf beziehungsweise Anstieg zu den Bildecken fällt sie praktisch nicht auf. Farbsäume in Form chromatischer Aberrationen sind insgesamt auch gering, nur bei kurzer Brennweite können sich in den Extremen, also vor allem zum Bildrand hin, leicht sichtbare Farbsäume zeigen, die beim Abblenden von F2,8 auf F5,6 sichtbar abnehmen.
Zwar spielt die Verzeichnung in der Praxis keine große Rolle, sie fällt dafür vom Betrag her zu gering aus, aber etwas Kritik muss sich das Objektiv auch hier bei kürzester Brennweite gefallen lassen. Bei acht Millimetern fällt die Verzeichnung deutlich messbar wellenförmig aus (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Bei 50 Prozent radialem Abstand erreicht sie mit 0,6 Prozent ihr Maximum in der Tonnenform. Bei etwas über 70 Prozent radialem Abstand von der Bildmitte schlägt sie in eine Kissenform um, die bei knapp 90 Prozent radialem Abstand mit 0,7 Prozent ihr Maximum erreicht, bevor sie wieder etwas abnimmt. Man muss aber schon sehr geometrisch zum Bildrand parallele Formen aufnehmen, um das in der Vergrößerung zu sehen.
Die Streulichtblende ist beim Fujifilm XF 8-16 mm F2.8 R LM WR fest verbaut, optische Filter lassen sich aufgrund der stark gewölbten Frontlinse und des fehlenden Filtereinschubs nicht verwenden. [Foto: MediaNord]
Aber auch bei der Auflösungsmessung zeigt das Objektiv die eine oder andere Schwäche. Zunächst einmal lobend erwähnt sei, dass in allen drei gemessenen Brennweiten eine hohe maximale Auflösung bei 50 Prozent Kontrast erreicht wird, die jeweils knapp unter 60 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent liegt. Die Randauflösung ist besonders im Telebereich sehr hoch und erreicht hier nahezu das Niveau wie im Bildzentrum, Je kürzer die Brennweite ist, desto mehr nimmt die maximale Randauflösung ab. Dennoch ist sie bei mittlerer Brennweite mit deutlich über 50 lp/mm gut und bei kurzer Brennweite mit maximal 48 lp/mm ebenfalls in Ordnung.
Allerdings zeigt sich im Labortest eine gewisse Offenblendschwäche der Auflösung. Das ist eigentlich nicht unbedingt ungewöhnlich, aber bei Fujifilm schon. Je nach Brennweite bewegt sie sich am Bildrand und im Bildzentrum bei Werten zwischen 42 und 47 lp/mm. Wer hochauflösende Fotos möchte, sollte bei kurzer und mittlerer Brennweite auf F5,6 abblenden, hier sind sowohl in der Bildmitte als auch am Bildrand die Auflösungen am höchsten. Auch bei langer Brennweite gibt es bei F5,6 bereits eine sehr hohe Auflösung auf dem Niveau kürzerer Brennweite, aber beim Abblenden auf F8 lässt sich hier noch ein Quentchen mehr Auflösung herauskitzeln.
Fazit
Das Fujifilm XF 8-16 mm F2.8 R LM WR ist ein sehr spezielles und teils mit Kompromissen behaftetes Objektiv. Die Verarbeitung und Robustheit sind sehr gut, aber der Preis, die Abmessungen und das Gewicht sind hoch. Der Autofokus arbeitet sehr schnell und auch die manuelle Fokussierung gelingt mühelos. Beim Blendenring ist aufgrund der fehlenden Sicherung der Automatikstellung Vorsicht geboten. Die Bildqualität ist ebenfalls mit Kompromissen behaftet. Die optischen Fehler sind insgesamt gering, aber ein wenig muss man bei kurzer Brennweite und offener Blende nicht nur wegen Farbsäumen im Gegenlicht etwas aufpassen, sondern auch wegen möglicher Blendenreflexe. Die Auflösung ist, sofern man um mindestens zwei Stufen abblendet, sehr hoch, trotz der geringen Brennweite sogar am Bildrand. Die gute Lichtstärke hingegen, die man sich mit dem hohen Gewicht und den großen Abmessungen sowie dem stolzen Preis erkauft, wird nicht mit hoher Auflösung belohnt.
Das Fujifilm XF 8-16 mm F2.8 R LM WR ist damit nur dann die erste Wahl im Ultraweitwinkel, wenn man die extreme Weitwinkelbrennweite und/oder die hohe Lichtstärke braucht, letztere gibt es aber eben nicht in Kombination mit hoher Auflösung. Wenn zehn Millimeter Anfangsbrennweite und eine Blendenöffnung von F4 reichen, ist dagegen das Fujifilm XF 10-24 mm F4 R OIS eine überlegenswerte Alternative. Für gerade einmal den halben Preis bekommt man ein halb so schweres, deutlich kompakteres Superweitwinkelzoom mit ebenbürtiger, sogar offenblendetauglicher Bildqualität, das darüber hinaus über einen optischen Bildstabilisator und ein Filtergewinde verfügt, auf den Spritzwasserschutz muss man hingegen verzichten. Es bliebe sogar noch genug Geld für eine zusätzliche Ultraweitwinkelfestbrennweite mit F2,8 oder sogar F1,4 von Fujifilm oder Zeiss übrig (siehe diverse Testberichte in den weiterführenden Links).
Wer dagegen bereits das Fujifilm XF 16-55 mm F2.8 R LM WR und vielleicht auch das Fujifilm XF 50-140 mm 2,8 R LM OIS WR besitzt, kann die Objektivreihe mit dem Fujifilm XF 8-16 mm F2.8 R LM WR nahtlos nach unten ergänzen.