Laserprojektor mit 4K/UHD-Auflösung

Testbericht: LG HU80KG/HU80KSW "Presto" CineBeam Videoprojektor

2019-05-20 Nach der Veröffentlichung unserer diverser Artikel und Tests zum Thema "Fotos auf 4K-Fernsehern" fragten uns einige Leser natürlich zu Recht "Und was ist mit Video-Projektoren? Taugen die was für die Wiedergabe von Fotos in hoher Auflösung?". Das haben wir mit einem recht ungewöhnlichen Gerät ausprobiert, das uns auch aufgrund seiner Bauweise sehr interessierte.  (Jan-Markus Rupprecht)

Den Video-Projektor – oder "Beamer", wie der Volksmund sagt – HU80K von LG gibt es in zwei Varianten, einer weißen und einer schwarzen Farbvariante. Beide unterscheiden sich aber auch technisch ein wenig voneinander – besser gesagt hinsichtlich der installierten Software. Beide haben WebOS 3.5 installiert, sind also grundsätzlich "Smart". Aber die schwarze Version, die auf das Kürzel HU80KG hört, ist nicht so "smart" wie die weiße Version mit der Typenbezeichnung HU80KSW, denn ihr fehlen die installierbaren Apps. Ein Web-Browser ist zwar vorhanden, aber Netflix oder YouTube sind weder an Bord noch installierbar, was die weiße Version der schwarzen Version voraus hat. Unbestätigten Gerüchten zufolge soll Amazon Prime Video auch auf der weißen Version nicht zur Verfügung stehen. Wir können das weder bestätigen noch dementieren, denn wir hatten die schwarze, die "dümmere" Version, im Test. Nur die weiße Version hört übrigens offenbar auf den Spitznamen "Presto". Der Zusatz "CineBeam" scheint wiederum beim Hersteller LG so eine Art Gattungs-Bezeichnung für Heim-Projektoren mit 4K-Auflösung zu werden, denn auf der diesjährigen CES wurde ein weiteres CineBeam-Modell vorgestellt (das aber noch nicht lieferbar ist).

Ehrlich gesagt ist mir persönlich der "Smart"-Kram im Fernseher oder im Beamer ziemlich egal. Ich ziehe es vor, bei "Smart" flexibel zu bleiben und für überschaubares Geld die jeweils aktuellste Version von AppleTV, Android TV oder FireTV einzusetzen – in Form externer Set-Top-Boxen. Keine davon kostet annähernd so viel wie der Preisunterschied zwischen HU80KG (schwarz, weniger smart) und HU80KSW (weiß, etwas smarter). Insofern spricht auf den ersten Blick eigentlich fast nichts für die weiße Version, außer dass diese eigentlich noch schicker und peppiger aussieht und das interessante Gerätekonzept dabei eigentlich noch etwas besser zur Geltung kommt. Aber das ist natürlich auch Geschmackssache (da Schwarz sowieso meine Lieblingsfarbe ist, kam ich mit unserem Testgerät wunderbar zurecht).

Der CineBeam 4K Projektor HU80KG/KSW von LG besitzt ein sehr interessantes Gehäusekonzept und sieht völlig anders aus als typische Videoprojektoren. Das Gerät hat ein Turm-artiges, schlankes Gehäuse mit einem Tragegriff. Auf der Oberseite lässt sich eine Klappe öffnen, darunter befindet sich ein Spiegel. So aufgeklappt ähnelt das Gerät eher einem modernen, fernsteuerbaren Scheinwerfer mit motorisch ausrichtbarem Lichtkegel, wie sie heute vielfach zur Bühnenbeleuchtung eingesetzt werden. Der Bügel ist aber tatsächlich nur ein Handgriff und kann schon aufgrund seiner Anordnung nicht dazu verwendet werden den Projektor irgendwo zu montieren. Die Idee hinter dem Griff ist tatsächlich ein nicht ortsfester Einsatz des Projektors. Mal im Wohnzimmer, mal im Schlafzimmer. Oder in verschiedenen Büro- oder Klassenräumen (obwohl LG das Gerät laut Werbung wohl eher im privaten Umfeld sieht). Dafür hat der Projektor sogar eine integrierte Stromkabel-Aufwicklung, wie man sie vom Staubsauger kennt, inklusive Taste fürs automatische Aufrollen. Eine ganz nette Idee. Theoretisch, d. h. je nach Betriebsart, braucht der LG HU80K auch gar nicht mehr als ein Netzkabel, denn dank WLAN kommen die Inhalte auf Wunsch drahtlos ins Gerät – nur der Strom halt nicht. Das Kabel könnte für meinen Geschmack aber gern noch etwas länger sein. Ist die nächste erreichbare Steckdose nämlich an der Wand, auf die man projiziert, begrenzt ausgerechnet die Stromkabellänge den möglichen Abstand zur Wand und damit die realisierbare Bilddiagonale. Oder man verwendet ein Verlängerungskabel, was natürlich blöd aussieht.

Weniger hübsch kann es beim mobilen Betrieb auch aussehen, wenn man ein externes Gerät über einen der beiden HDMI-Anschlüsse anschließt. Dann hat man letztlich doch einen Kabelverhau am Videoprojektor. Im besten Fall geht nur ein langes HDMI-Kabel irgendwohin. Wenn aber eine Streaming-Box (Apple TV, Nvidia Shield, FireTV Stick) direkt am Gerät betrieben werden soll, sind normalerweise zusätzlich noch Stromkabel nötig. Ich habe einen Amazon FireTV Stick 4K direkt an den Video-Projektor angeschlossen. Dabei braucht man bereits das kleine, beim Stick mitgelieferte Adapterkabel, weil der Platz sonst nicht reicht. Für die Stromversorgung habe ich illegaler Weise direkt eine der beiden USB-Buchsen des Video-Projektors angezapft (das soll man laut Amazon nicht tun) und sogar ein Firmware-Update auf den FireTV aufgespielt – das ging alles ohne Probleme. In unserem Test-Szenario ging also wirklich nur ein einziges Kabel vom Projektor zur nächsten Steckdose und sonst gar nichts. Allerdings entstand direkt am Projektor ein unschöner Kabelsalat, den man nirgendwo verstecken kann.

Es gibt aber noch andere Möglichkeiten, Inhalte direkt auf den LG HU80K zu bekommen, auch in 4K und auch bei der schwarzen Version ohne Netflix- und YouTube-App: Wahlweise per WLAN-Zugriff auf im lokalen Netzwerk gespeicherte Fotos oder Videos oder in dem man diese per USB-Stick (oder USB-SSD oder USB-Festplatte) direkt an den Videoprojektor anstöpselt. Beides funktioniert super. Oder per USB-Stick. Ein paar beeindruckende hochauflösende Test-Fotos sind direkt im internen Speicher des Geräts installiert und machen gleich Lust auf mehr. Nachdem die WLAN-Verbindung hergestellt wurde, findet das Gerät sofort alle DLNA-Server im Netzwerk und zeigt Fotos und Videos in hoher Auflösung und sehr guter Qualität an. Selbst 4K-Videos werden mit kurzer Verzögerung (fürs Puffern) ruckelfrei abgespielt.

Aber ich greife schon vor. Zunächst muss man das Gerät ja aufstellen und einrichten. Für die Aufstellung gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder aufrecht als Turm, vorgesehen eigentlich auf dem Fußboden, aber auch auf niedrigen Couchtischen vielleicht nicht verkehrt; dabei lassen sich Füße unter dem Gerät ein wenig herausschrauben, wodurch der Projektor exakt gerade ausgerichtet werden kann. Oder man betreibt ihn liegend, wozu man vier beiliegende Gummifüße in die Vesa-Montage-Bohrungen schrauben muss, mit denen der Projektor alternativ auch mittels geeigneter Halterungen an der Decke montiert werden kann. Stehend wird dann der Spiegel aufgeklappt, sodass er einen Winkel von 43 bis 53 Grad zum Boden einnimmt. Nicht mehr und nicht weniger. Man hat also nur einen relativ geringen Winkel, in dem man die Position des Bildes in der Höhe an der Wand justieren kann. Das hängt damit zusammen, dass nur in einem relativ kleinen Bereich eine automatische Trapezkorrektur stattfindet. Das wiederum macht Sinn, weil eine starke Trapezkorrektur sich negativ auf die Bildqualität auswirken würde. Denn die Korrektur erfolgt "digital", d. h. das Bild wird einfach entsprechend entzerrt. Das funktioniert ungefähr so, wie die Perspektiv-Korrektur in Photoshop. Auch dort gilt ja: je stärker man die anwendet, desto mehr leidet die Qualität.

Die Trapezkorrektur funktioniert auch bei liegender Aufstellung, wobei man dann gar keine Justagemöglichkeit des Winkels am Beamer selbst hat. Wenn man aber z. B. ein Buch unter die vorderen Füße legt, rutscht das Bild auf der (Lein-)Wand ein Stück nach oben und die dabei entstehende Verzerrung (oben breiter als unten) wird innerhalb einer Sekunde sofort automatisch wieder korrigiert. Die Optik des Projektors ist dabei von sich aus asymmetrisch ausgelegt. Da heißt, wenn der Projektor horizontal auf dem Tisch steht, erscheint ein unverzerrtes Bild nicht genau vor, sondern leicht oberhalb des Projektors. Auch bei stehender Montage erscheint das Bild ab der Oberseite des Projektors nach oben. In stehender Position wird das Bild, wie gesagt, über den integrierten Spiegel umgelenkt. Bei liegender Position wird der Spiegel komplett weggeklappt und liegt dann seitlich am Gehäuse an – deshalb auch die vier relativ hohen Füße. Das Ganze sieht dann durchaus auch noch gefällig aus. Der Tragegriff liegt im Betrieb auch einfach am Gehäuse an und hat dann überhaupt keine weitere Funktion. Er lässt sich beispielsweise auch nicht dazu verwenden, in liegender Stellung den Bildwinkel einzustellen.

Zwei Drehräder an der Optik des Projektors ermöglichen zum einen die Scharfstellung, zum anderen einen kleinen Zoom. Der Zoombereich ist nur 1,2-fach. Das ermöglicht die Feinjustage der tatsächlichen Bildgröße, sodass es auf den Abstand von der Projektionsfläche nicht so genau ankommt. Die Bildgröße wird aber natürlich hauptsächlich durch den Abstand des Projektors zur Projektionsfläche bestimmt, nicht durch den 1,2-fachen Zoom. Die maximal vorgesehene Projektionsfläche entspricht einer Bilddiagonale von 150 Zoll, das sind 3,8 m. Der Projektionsabstand zur Wand beträgt dabei dann 4,3 Meter. Weniger Abstand bedeutet ein kleineres, dafür aber auch entsprechend helleres Bild, beispielsweise 3 Meter Abstand liefert gut 100 Zoll (ca. 2,6 m) Bilddiagonale, 2 Meter Abstand noch 70 Zoll (ca. 1,8 m). Vielleicht noch interessant: Steht der Projektor auf dem Boden, beginnt der untere Projektionsbereich ca. einen halben Meter über dem Fußboden (bei liegendem Gerät ca. 10 cm). Für die maximal vorgesehene Projektionsfläche von 150 Zoll Diagonale kommt man dann sogar mit 2,4 m Raumhöhe gerade so aus. Das ist also fast überall machbar.

Das Bild ist dank 2500 Lumen Laserlicht schön hell. Der Projektor wird dabei kaum warm. Er besitzt einen Lüfter, der nur in sehr leiser Umgebung hörbar ist. Die DLP-Projektionstechnik im Inneren besteht aus einem FullHD-Panel, das horizontal und vertikal versetzt wird und so in der Projektion auf 4K kommt. Das funktioniert tatsächlich ganz gut. Wenn man ganz dicht am Projektor steht, sieht man ein leichtes Zittern, das aber schon mit ein wenig Abstand nicht mehr wahrgenommen wird. Die einzelnen Linien eines 4K-Testbilds sind nicht ganz so sauber getrennt wie auf einem 4K-Fernseher, aber doch einzeln identifizierbar. Ideal ist es, wenn man die Trapezkorrektur nicht oder nur wenig braucht, denn die kostet natürlich ein wenig Qualität, da sie elektronisch und nicht per Linsenschrägstellung gemacht wird.

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