Testbericht: Manfrotto Befree Live (MVKBFRT-LIVE)

Der mit zum Kit gehörende Zwei-Wege-Neiger (MVH400AH) wird per 3/8-Zoll-Gewinde auf der Mittelsäule montiert. Der Kopf bietet sowohl horizontal als auch vertikal eine Fluiddämpfung, die ohne eine Einstellungsmöglichkeit der Dämpfungsstärke (Friktion) auskommt. Der Stativkopf ist circa 9,5 cm hoch und ohne Schnörkel. Das bedeutet aber nicht, dass Manfrotto drauf verzichtet hat, ihn mit sinnvollen Eigenschaften zu versehen. So besitzt der Kopf eine Nivellierlibelle an der Basis. Der Neigungsbereich des Kopfes reicht von -90 bis +65 Grad. Mit einem pfiffigen Mechanismus wird die Schnellwechselplatte vor dem Herausrutschen geschützt, wenn der Videograf die Fixierschraube der Schnellwechselplatte löst. Der Zwei-Wege-Neiger wiegt ohne die Schnellwechselplatte knapp 390 Gramm. Um bequemere und sicherere Schwenks zu realisieren, besitzt der Stativkopf einen demontierbaren beziehungsweise in der Neigung justierbaren Schwenkarm von knapp 26,5 Zentimeter Länge.

Manfrotto Befree Live aus Aluminium (MVKBFRT-LIVE) besitzt ein Packmaß von 40 cm und der Kopf schmiegt sich mit seinem speziellen Design förmlich zwischen die umgeklappten Stativbeine. [Foto: Manfrotto]

Bei einem anderen Testexemplar dieses Kopfes hatten wir das Problem, dass die Nivellierlibelle nicht gerade eingepasst war. Bemerkt haben wir das, nachdem wir das Stativ ausgerichtet hatten und die Libelle beim Schwenken stark aus dem Mittelpunkt “herauslief”. Mit dem Kopf, den wir in diesem Stativset erhielten, trat das Problem aber nicht auf.

Auf der Oberseite des Stativkopfes befindet sich die Aufnahme für die angenehm große 501PL Video-Schnellwechselplatte. Die Platte wiegt 74 Gramm und wird mit einem 1/4-Zoll-Gewindestift bestückt. Zudem kann der Videograf mit dem enthaltenen Überwurfgewinde aus dem 1/4- ein 3/8-Zoll-Gewinde machen. Zusätzlich lässt sich ein ebenfalls enthaltener “Videopin” einstecken. Dieser verhindert das versehentliche Drehen der Kamera auf der Schnellwechselplatte. Dank der Länge der Schnellwechselplatte hat der Videograf die Möglichkeit, die montierte Kamera auszutarieren, so dass diese optimal auf dem Kopf platziert ist.

Der Befree Live Fluid-Videokopf MVH400AH gehört zu diesem Stativset, ist aber auch einzeln erhältlich. [Foto: Manfrotto]

Der Videokopf des Manfrotto MVKBFRT-LIVE Befree Live ist extra so konstruiert, dass sich die die drei Stativbeide ganz platzsparend anklappen lassen. [Foto: MediaNord]

Belastbarkeit bei Videoköpfen  Die Belastbarkeit oder auch "Sicherheitszuladung" des hier getesteten Stativ-Sets MVKBFRT-LIVE ist mit 4 kg angegeben. Der limitierende Faktor ist hier nicht das Stativ (das schafft mehr), sondern der Videokopf. Beim Videokopf MVH400AH muss man sich aber zusätzlich darüber im Klaren sein, dass dieser auf sehr geringes Gewicht und Packmaß hin entwickelt wurde. Er hat deshalb, anders als größere (und schwerere) Videoköpfe, keine so genannte Counterbalance-Funktion. Das bedeutet, er hat keinen Gegengewichtsausgleich mit integrierten Federn, die verhindern, dass eine schwere Kamera beim nach vorne oder nach hinten neigen "Übergewicht" bekommt und dann langsam (weil fluidgedämpft) nach vorne oder hinten kippt. Davon kippt das Stativ nicht um und es geht auch nichts kaputt. Aber eine schwere Kamera lässt sich mit einem solchen Leicht-Videostativ und Leicht-Videokopf natürlich nicht optimal handhaben.

Wir haben den Kopf ausgiebig mit einer Panasonic G9 mit Panasonic Leica DG Vario-Elmarit 12-60 mm F2.8-4 ASPH. Power O.I.S. ausprobiert sowie mit der Fujifilm X-H1 mit dem Fujifilm XF 18-55 mm F2.8-4 R LM OIS. Beide Kombinationen wiegen jeweils rund 1 kg und lassen sich auf dem kleinen Kopf bestenfalls "gerade noch" halbwegs sinnvoll händeln. Das Austarieren ist dank der stufenlos verschiebbaren Videoplatte kein Problem. Aber sobald man die Kamera nach unten oder oben neigt (aus der neutralen Gewichtsposition heraus), fängt das Kameragewicht an, am Schwenkarm zu ziehen und eine unbeaufsichtige Kamera, deren Neigeachse nicht festgezogen ist, tendiert dazu, mit der Zeit nach vorne oder hinten zu kippen. Damit kann man leben, wenn man mit sehr leichtem und kleinem Gepäck unterwegs sein möchte. Weitaus besser fühlt sich das alles jedoch an, wenn man dann auch nur eine leichte Kamera von vielleicht maximal 600 oder 700 Gramm inklusive Objektiv drauf montiert.

Fazit

Das Befree Live Twist Alu würde einen runden Eindruck hinterlassen, wenn da nicht die sehr schlecht zu bedienende Nivellier-Funktion wäre. Die M-Lock-Beinverschlüsse fassen schnell und sind dank der Gummierung auch mit Handschuhen oder kalten Händen einfach zu handhaben. Der Stativkopf besitzt eine angenehme Fluid-Dämpfung und hat ein sehr kleines Packmaß. Die darauf montierte Kamera sollte nicht zu schwer sein, da er keinen Gegengewichtsausgleich hat. Das Set ist ein sehr interessanter Reisebegleiter für Videografen mit leichter Kamera, die auch mit einem entsprechend leichten Stativ unterwegs sein wollen. Das Befree Live Twist mit Nivelliermittelsäule und Zwei-Wege-Neiger kostet knapp 240 Euro (unverbindliche Preisempfehlung).