Besonders kompakt und leicht

Tragbare Powerstation Egretech Plume 300 im Test

2023-10-31 Mit einem Gewicht von unter 2,2 Kilogramm ist die Egretech Plume 300 die wohl kompakteste und leichteste Powerstation der 1/4-kWh-Klasse. Im Gegensatz zu großen Powerstations ist sie wirklich tragbar und verspricht dennoch gute Leistungsdaten mit 100 W USB-C zum Laden und Entladen sowie einem 300 Watt starken AC-Sinus-Ausgang. Wie sie sich in der Praxis schlägt, haben wir auf mehreren Reisen per Fahrrad und Schiff ausprobiert, aber auch objektiv nachgemessen.  (Benjamin Kirchheim)

Die Egretech Plume 300 ist keine Test-Leihstellung, sondern eine Privatanschaffung des Testredakteurs. Als Einsatzgebiet waren Zeltreisen, Radtouren mit einem Pedelec sowie die Kombination aus beidem angedacht. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist ein gutes Gewichts-Kapazitäts-Verhältnis, schließlich ist noch anderes Gepäck dabei. Aber auch der Anschaffungspreis spielte eine Rolle. Dabei kann man die Egretech Plume 300 eher als überdimensionierte Powerbank mit Steckdose sehen denn als große Powerstation, um mobil oder bei einem Stromausfall große Geräte zu betreiben.

Mit einem Gewicht von unter 2,2 Kilogramm bei 260 Wh Kapazität in Kombination mit einem 100 W starken USB-C-Anschluss zum Laden und Entladen sowie der 300 W Steckdose hat die Egretech Plume 300 von den technischen Daten her gute Voraussetzungen. Andere Powerstations dieser Kapazität sind deutlich größer und wiegen über drei Kilogramm. Allerdings war der Preis von knapp 300 Euro eine Hürde. Doch zum Glück ist dieser ein "Streichpreis", das heißt, den bezahlt eigentlich niemand. Die Egretech Plume ist sehr häufig für um die 180 Euro zu haben, seltener auch mal für unter 150 Euro – genau da hat der Redakteur auch zugeschlagen. Erhältlich ist die Powerstation bei Amazon sowie beim Hersteller selbst, manchmal ist das eine Angebot etwas günstiger, manchmal das andere.

Zelltechnik

Die Egretech Plume 300 arbeitet mit NCM-Lithiumionen-Akkus, deren Zellen zu einer Spannung von 14,4 in Serie und zu einer elektrischen Ladung von 18 Ah parallel geschaltet sind. Das ergibt nominell knapp 260 Wh Kapazität. Wie bereits in unserem Hintergrundartikel zu Powerstations erläutert, haben Li-Ion-Akkus mit NCM-Chemie (Nickel-Cobalt-Mangan) gegenüber LFP-Zellen (Lithium-Eisen-Phosphat) den Vorteil des geringeren Gewichts bei gleicher Kapazität und der besseren Hochstromfähigkeit, bieten dafür allerdings eine geringere Zyklenfestigkeit und haben ein potenziell höheres Brandrisiko.

Gegen letzteres sollen zwölf elektronische Schutzmechanismen wirken, die Kurzschlüsse, Überlastung, Überhitzung etc. verhindern sollen. Bei der Zyklenfestigkeit verspricht Egretech eine Kapazität von mindestens 80 Prozent nach über 1.000 Ladezyklen, auch das ist kein schlechter Wert. Damit könnte man die Powerstation zehn Jahre lang alle drei bis vier Tage komplett entladen und laden. Eine so intensive Nutzung haben wir gar nicht geplant, die meiste Zeit liegt so ein Gerät normalerweise sowieso herum. Die Hochstromfähigkeit stellt die Plume 300 mit einer Gesamtausgangsleistung von rund 500 Watt unter Beweis, womit die Powerstation theoretisch in einer knappen halben Stunde entladen wäre.

Praxis

In der Praxis war die Powerstation bei Fahrrad-Tagestouren bis ca. 100 km, Radreisen mit bis zu über 700 km und einer Schiffsreise auf Deutschlands einzige Hochseeinsel dabei. Damit war auch auf Nachtlagerplätzen ohne Steckdosen oder Campingplätzen ohne Stromversorgung auf der Zeltwiese stets sichergestellt, diverse "Kleingeräte" unter Aufsicht im Zelt aufladen zu können. Sei es eine kleine Powerbank zur Versorgung des Smartphones unterwegs zur Navigation, das Smartphone selbst, Kameraakkus, Zelt- und Taschenlampen, Luftpumpe etc. Auch mehrere Tage ohne Steckdose ließen sich damit problemlos überbrücken. Die Powerstation selbst ließ sich entweder auf Campingplätzen mit Strom auf der Zeltwiese, an der Rezeption oder in dafür vorgesehenen Schließfächern nachladen.

Bei einer Segelregatta auf Helgoland kam die Egretech Plume 300 ebenfalls zum Einsatz. Während des Störtebeker Opti-Cup segeln die Jüngsten ihre winzigen Optimisten-Jollen bei Wind und Welle auf der Nordsee – natürlich gut abgesicherert durch zahlreiche Motorboote. Nur währende dieses Events darf direkt auf Helgoland gezeltet werden (sonst nur auf dem Campingplatz der Nachbarinsel "Düne"). Der dafür freigegebene Bereich bietet allerdings keinerlei Strom-Infrastruktur, sodass die Plume 300 vier Tage lang Smartphones und Kameraakkus nachladen und kurzzeitig einen Bildbearbeitungs-Laptop mit Strom versorgen sollte. Ein Aufladen der Powerstation im Regatta-Büro wäre möglich gewesen, die Plume 300 hielt aber auch ohne Nachladen die vollen vier Tage durch.

Die Egretech Plume 300 kam aber auch als "Range-Extender" für einen Akku eines Pedelecs auf Touren zum Einsatz. Dessen Akku hat zwar mit 540 Wh eine deutlich höhere Kapazität und reicht je nach Reisegeschwindigkeit für einige dutzend Kilometer, aber auch hier gibt es Grenzen, gerade mit viel Gepäck am Fahrrad oder bei einer etwas längeren Tour mit Hügeln oder viel Gegenwind. Da es am Markt kaum DC-DC-Ladegeräte gibt, kam hier die Steckdose der Egretech Plume 300 zum Einsatz. Das 4A-Ladegerät mit 42 V Ladeschlussspannung für den Fahrradakku zieht maximal knapp unter 170 Watt, was kein Problem für die Plume darstellte. Damit ließ sich in Pausen der Fahrradakku soweit nachladen, dass die Reichweite um etwas mehr als 1/3 verlängert wurde. Zwar wäre ein zweiter Fahrradakku effektiver, aber auch schwerer, teurer und nicht so vielseitig verwendbar. Dafür mussten die Pausen nichtmal künstlich verlängert werden, denn tatsächlich war die Powerstation nach etwa 70 Minuten Fahrradakkuladen leer, was zwei 35-Minuten-Pausen oder drei 20-25-Minuten-Pausen entspricht, die man zum Mittagessen oder für einen Snack zwischendurch bei längeren Touren ohnehin macht. Auch hier hat die Egretech Plume also ihre Praxistauglichkeit bewiesen.

Eigenschaften sowie Ein- und Ausgänge

Doch nun zu den technischen Daten und Messwerten sowie dem Lade- und Entladeverhalten. Mit einer Breite von 25 Zentimeter (inklusive Gurtösen), einer Tiefe von 18 Zentimeter sowie einer Höhe von 5,2 bis 6,5 Zentimeter (im Bereich der Steckdose ist die Plume 300 etwas höher als im restlichen Bereich) ist die Powerstation sehr kompakt. Sie lässt sich gut verstauen, etwa im Rucksack oder in einer Fahrradtasche. Zwei stabile Gurtösen nehmen entweder eine schicke, mitgelieferte Handschlaufe aus braunem Leder-Imitat oder einen Schultergurt auf. Während wir letzteren nicht verwendet haben, war der braune Tragegriff dauerhaft angebracht, schließlich muss man die Powerstation sicher bewegen können. Tatsächlich wiegt der Griff kaum mehr als zehn Gramm, was völlig vernachlässigbar ist. 2,19 Kilogramm bringt die Egretech Plume 300 samt Tragegriff auf unsere Waage.

Das Gehäuse besteht aus einfachem Kunststoff und ist daher etwas kratzempfindlich. Aber die Plume 300 soll auch kein Vitrinenstück sein, sondern bekommt mit der Zeit Gebrauchsspuren. Das sollte einen nicht stören. Auf der Unterseite befinden sich vier große, rutschfeste Gummifüße, auf denen die Egretech Plume wunderbar steht. Hochkant lässt sie sich zwar prinzipiell auch hinstellen, und zwar auf die kurze Seite mit Tragegriff nach oben, aber dann steht sie etwas wackelig. Auf die mit Lüftern ausgestattete Rückseite sollte man sie keinesfalls stellen.

Zum Lieferumfang gehört neben einem Ladekabel für 12V-Zigarettenanzünder (zum Laden im Auto) ein 65 W AC-DC-Ladegerät, das an die DC5521-Standardbuchse der Plume 300 angeschlossen wird. Da sich diese jedoch mit 100 Watt per USB-C laden lässt und ein solches Ladegerät nur rund 200-300 Gramm wiegt sowie universeller einsetzbar ist, blieb auch das Originalnetzteil im Karton eingelagert. Gleiches gilt für das USB-C-Kabel, da dieses nur 60 W unterstützt. An die DC-Buchse lässt sich auch eine Solarzelle anschließen. Der integrierte MPPT-Solarregler unterstützt bis zu 100 Watt. Das haben wir testweise mit unseren beiden Solarsaga 100 von Jackery getestet. Diese schalteten wir parallel und verwendeten einen Anderson auf DC5521-Adapter. Zusammen lieferten die Zellen problemlos 100 Watt, auch der unterstützte Spannungsbereich des DC-Eingangs von 12-24 V wurde eingehalten.

Bei der zweiten DC5521-Buchse handelt es sich um einen Ausgang mit 12 Volt Spannung. Allerdings liefert dieser maximal drei Ampere, also 36 Watt. Das ist schade, denn viele 12-Volt-Geräte brauchen mehr, etwa elektrische Kompressor-Kühlboxen. Eine echte Zigarettenanzünder-Buchse mit 12 V 10 A hätte uns besser gefallen und wäre praxistauglicher.

DC5521 Buchsen und Stecker mit der Bezeichnung DC5521 sind mehr oder weniger standardisierte "Netzgeräte"-Stecker. Die Bezeichnung bedeutet, dass sie für Gleichstrom gedacht sind (DC) und der Stecker 5,5 mm Außendurchmesser und der Stift der Buchse 2,1 mm Durchmesser haben. Daneben gibt es auch den optisch kaum zu unterscheidenden DC5523-Standard für den gleichen Zweck, bei dem der Stift der Buchse dann 2,3 mm dick ist. Dieser minimale Unterschied von 0,2 mm führt schon dazu, dass beide Stecker bzw. Buchsen nicht zueinander kompatibel sind. DC5521-Buchsen sind etwas weiter verbreitet (z. B. bei Jackery oder Egretech) und für diese gibt es z. B. auf eBay oder in "China-Online-Shops" sehr günstig fertige Adapter z. B. von DC5521 auf Zigarettenanzünderbuchse. Für die DC5523-Buchsen, wie sie z. B. Rollei bei seinen Powerstations verwendet, sind uns solche fertigen Adapter nicht bekannt. Den müsste man sich selber basteln, wozu es aber wiederum lötfreie Lösungen gibt.

Fortsetzung auf Seite 2

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.