2018-03-12 Mit ihrer hohen 8,3-Megapixel-Auflösung eignen sich 4K-Fernseher grundsätzlich ideal, um darauf in wirklich hervorragender Qualität Fotos anzuschauen. 4K-Fernseher gibt es mittlerweile in praktisch jeder Preisklasse. Um der Sache auf den Grund zu gehen, warum es 4K-Fernseher mit derselben Bilddiagonale für beispielsweise 500 Euro, 1.000 Euro und 2.000 Euro gibt, haben wir uns drei unterschiedliche 4K-Fernseher in die Redaktion geholt. Im Mittelpunkt stand aber die Frage: Welche Technik braucht jemand, der sich in guter Qualität Fotos auf dem hochauflösenden Fernseher ansehen will? (Jan-Markus Rupprecht)
Hinweis Dies ist kein Produkt-Test, wie wir ihn üblicherweise verstehen. Er geht beispielsweise nicht auf die eigentlich wichtigsten Eigenschaften eines Fernsehers ein: Fernsehempfang, die Wiedergabe von Videos oder die Nutzung als Smart-TV sind nicht Thema dieses Fototipps. Stattdessen geht es hier ausschließlich um die Wiedergabe von Fotos auf dem Fernsehgerät und die Beurteilung erfolgte rein visuell.
Um eine Vergleichbarkeit zu gewährleisten, sollten die Geräte natürlich die gleiche Bilddiagonale haben. Dabei stellte sich schnell heraus, dass unsere Testgeräte alle 55 Zoll große Panels haben mussten. In dieser Klasse gibt es wirklich praktisch die gesamte Bandbreite von unter 500 bis über 2.000 Euro. Bei den Top-Geräten stellt 55 Zoll mittlerweile die Einstiegsgröße dar, bei den günstigsten Geräten wiederum mitunter die größte erhältliche Bilddiagonale. Daraus folgt dann die insgesamt extrem große Spreizung bei den Preisen: kleine 40-Zoll-Geräte mit einfacher Technik, aber 4K-Auflösung, gibt es schon für 300 Euro, für die aktuell besten, größten und teuersten noch "handelsüblichen" Geräte mit 77 oder 88 Zoll Bilddiagonale (rund 2 m bzw. 2,2 m) zahlt man bis zu 20.000 Euro.
Die Geräte der Sony Bravia XE90 Baureihe gibt es in Größen von 55, 65 oder 75 Zoll Bildschirmdiagonale. [Foto: Sony]
Sony hat uns freundlicherweise leihweise zwei Testgeräte der 55-Zoll-Klasse überlassen, die auch zeitgleich in der Redaktion waren, damit wir die teilweise feinen Unterschiede im direkten Vergleich beurteilen konnten.
Sony KD-55XE9305: Kleinstes Top-of the Line-Gerät. In der 55-Zoll-Größe bei Markteinführung noch satte 2.299 Euro teuer, hat der Hersteller den Preis mittlerweile auf 1.799 Euro gesenkt. Größere Bildschirmdiagonalen werden schnell richtig teuer (1.000 bzw. 1.300 Euro pro 10 Zoll mehr). Energie-Label „B“ ist für Dauerbetrieb zum Fotobetrachten ggf. nicht ganz ideal, aber in dem feinen Gerät steckt die beste Technik. Unter anderem sorgt "lokale Dimmung" für starke Kontraste. Dazu später mehr.
Sony KD-55XE8096: Günstigstes 2017er Einsteiger-TV mit Android TV. Kostet gegenüber dem Top-Modell bei gleicher Größe aktuell effektiv nur noch die Hälfte (die Preisempfehlung beträgt aber noch 1.399 Euro). Kleinere Modelle sind in dieser Klasse erhältlich, größere nicht. Der Aufpreis zu den kleineren Modellen ist nicht allzu groß (nur 400 Euro Aufpreis gegenüber 43 Zoll für 12 Zoll Größenunterschied). 4K HDR, 4K X-Reality Pro, Triluminos-Display usw. ist alles vorhanden. Energie-Label „A“ ist auch für Dauerbetrieb gut.
Dann konnten wir es doch nicht lassen, uns auch noch das Billigpreis-Segment anzuschauen. Das Gerät war allerdings nicht zeitgleich mit den beiden Sony-Fernsehern in der Redaktion.
Medion Live P18100: Ebenfalls mit 55 Zoll Bilddiagonale, aber natürlich extrem einfacher Ausstattung. Die theoretische UVP beträgt angeblich 799 Euro, aber das Gerät wurde und wird für unter 500 Euro im Handel angeboten. Es gibt diverse Varianten mit leicht abweichender Typenbezeichnung (P18111 bis P18116), worin die Unterschiede liegen (falls es welche gibt), ist uns nicht ersichtlich. An Eingängen mangelt es nicht, aber HDR kann die günstige Klasse natürlich nicht und bietet auch kein Smart-TV (siehe Kasten). Energie-Label „A“ ist auch für Dauerbetrieb gut geeignet.
Die Geräte der Sony Bravia XE80 Baureihe gibt es in 43, 49 oder 55 Zoll Bildschirmdiagonale. [Foto: Sony]
Alle Geräte haben natürlich aktuelle TV-Tuner eingebaut, d. h. sie empfangen beispielsweise das aktuelle, mit HEVC (H.265) komprimierte, per Antenne empfangbare Fernsehsignal. Und es sind sogenannte Triple-Tuner, d. h. die empfangen per Kabel, Satellit oder Antenne. Das funktioniert auch in allen Fällen sehr gut, aber darum soll es in diesem Fototipp nicht gehen, sondern wir haben uns ganz speziell angeschaut, wie gut Fotos auf den einzelnen Geräten aussehen. Dabei stellt sich natürlich die Frage: Wie kommen denn die Testfotos auf den Fernseher? Diverse Möglichkeiten beschreiben wir in einigen der nächsten Fototipps. Für den hier vorgenommenen Vergleich war es am einfachsten, die Fotos und Videos per USB-Stick in den Fernseher zu tanken. Diese Möglichkeiten bieten nämlich heutzutage die meisten Fernseher an und natürlich auch unsere drei Test-Kandidaten. Und alle drei, das war wichtig, liefern dann auch wirklich die vollen 4K. Wenn man in Internet-Foren zu dem Thema liest, trifft man immer wieder Anwender, durchaus mit Geräten von guten Marken, die das nicht beherrschen. Solche Geräte erzeugen dann nur eine FullHD-Ausgabe mit dem eingebauten Medienplayer. Sowas betrifft häufig die ersten Gerätegenerationen mit einer neuen Auflösungsstufe. Heute darf man davon ausgehen, dass alle aktuellen 4K-Fernseher mit USB-Steckplatz davon Fotos und Videos in 4K-Auflösung abspielen können. Die Ergebnisse der drei Geräte im Einzelnen – für die richtige Spannungskurve einmal in der Reihenfolge von Billig zu Teuer:
Medion Live P18100
Dem sehr preisgünstigen Medion merkt man seinen niedrigen Preis schon etwas an. Nicht nur, dass uns das Gerät mit defekter Fernbedienung erreicht und die zugesicherte Zusendung einer Ersatz-Fernbedienung nicht klappte. Als die endlich da war, stellte sich heraus, dass auch das Panel eine kleine "Macke" in Form einer deutlich dunkleren Stelle am Rand hatte, sodass letztendlich doch noch das gesamte Gerät ausgetauscht werden musste (was auch nicht reibungslos klappte und etliche Wochen dauerte). An dem dann bereitstehenden Gerät gibt es aber wenig auszusetzen. Erstaunlich, dass man einen solchen Riesenfernseher für unter 500 Euro bauen und verkaufen kann! Natürlich ist nicht alles perfekt. Beispielsweise die Ergonomie insofern, dass das OnScreen-Menü, in dem man die Bildeinstellungen macht oder z. B. den Eingang umschaltet (zwischen einem der HDMI-Eingänge, USB oder eben normalen TV-Empfang) ganz links am Bildschirmrand sitzt. Das wäre nicht weiter schlimm, wenn nicht der Infrarot-Empfänger für die Fernbedienung ganz rechts unten am Gehäuse sitzen würde. Wenn man z. B. zwei Meter vom Gerät entfernt steht und beim Bedienen des Bildschirmmenüs auf selbiges zeigt, passiert gar nichts. Man muss schon mit der Fernbedienung in die untere rechte Ecke zielen (wo es aber nichts zu sehen oder einzustellen gibt, wo aber der Infrarotempfänger sitzt), dann bewegt sich was im Onscreen-Menü. Oder der Medienplayer für die USB-Eingänge. Der funktioniert zwar und liefert auch volle Auflösung. Aber in der Praxis nervt es, dass der Player einen mit "lustigen" (nein, schrecklichen) Übergangseffekten zwischen den Bildern nervt, die noch nicht einmal wirklich einen Übergang machen, sondern nach einem Bild wird der Bildschirm immer erst schwarz und dann kommt das nächste Bild mit einem zufällig gewählten, also jedes Mal wechselnden Effekt auf den Bildschirm. Eine halbwegs erträgliche Diavorführung bekommt man damit nicht hin. Zudem muss man sich auch vorher überlegen, ob man Videos oder Fotos zeigen will. Beides geht nicht, denn man muss immer erst die Medienart wählen, bevor man auf die Verzeichnisse des Sticks zugreifen kann, und bekommt dann auch nur gefiltert die entsprechenden Typen zu sehen. Bei Videos gab es ab und zu auch mal "ungültiges Format", d. h. das Video konnte gar nicht abgespielt werden. Dies alles betrifft aber wirklich nur die Wiedergabe von USB, die man sicherlich in der Praxis nicht allzu oft nutzen wird. 4K kommt jedenfalls auf diese Weise auf den Bildschirm, sowohl bei Fotos als auch bei Videos.
Hohe 4K-Auflösung zum Sparpreis bieten Fernsehgeräte wie der Medion Live P18100. Verzichten muss der Anwender dabei auf eine edle Verarbeitung, auf eingebautes SmartTV und auf HDR. Aber die Auflösung stimmt und die Bildqualität ist nicht schlecht. [Foto: Medion]
Ein Teil der Anschlüsse des Medion Live P18100 (die anderen sind von der Seite erreichbar). Für ältere Geräte sind auch heute immer noch je ein VGA- und Scart-Anschuss vorhanden. Normalerweise läuft heute alles über HDMI (3 Anschüsse vorhanden). [Foto: Medion]
Beides, Fotos und Videos, sehen auch durchaus gut und beeindruckend aus. Den sehr günstigen Kaufpreis sieht man auf dem Bildschirm vor allem dann, wenn dort gerade kein Bild ist, d. h. wenn der Bildschirm komplett schwarz ist (aber die Beleuchtung des Panels eingeschaltet ist). Dann erkennt man, dass die gleichmäßige Ausleuchtung nicht gerade die Stärke des Medion Live P18100 ist. Es sind leichte, horizontale Schlieren zu erkennen in Form einer eben etwas unterschiedlichen Helligkeit der Panel-Beleuchtung. Der Effekt ist aber, das muss man ehrlicherweise sagen, nicht allzu ausgeprägt und wirklich nur bei ganz schwarzem Bild oder vielleicht noch bei wirklichen Nachtaufnahmen zu erkennen. Sobald "Leben" im Foto ist (oder im Video), kann man diese geringen Helligkeitsunterschiede praktisch nicht mehr ausmachen. Auch ist zum Glück die grundsätzliche Helligkeitsverteilung sehr gleichmäßig. Der Bildschirm ist also nicht z. B. an einer Seite oder in den Ecken heller als in der Mitte, sondern es sind wirklich nur die kleinen Ungleichmäßigkeiten, die beim normalen Betrieb niemandem auffallen, außer eben bei praktisch schwarzen Motiven oder schwarz geschaltetem Bildschirm (wie bei den unschönen Pausen zwischen den Bildwechseln beim internen Medienplayer).
Das Bild ist für jeden Eingang separat sehr feinstufig einzustellen. In der Standard-Einstellung war es uns einen Tick zu hell, sodass der Bildschirm in dunkler Umgebung nicht richtig schwarz war. Das ist aber schnell justiert und die meisten anderen Einstellungen passten gut. Das Upscaling niedrig aufgelöster Quellen erfolgt sehr dezent. Böse Zungen würden vielleicht behaupten, dass da kein "Upscaling" stattfindet. Das empfinden wir allerdings als ehrlich und angenehm und besser, als wenn versucht wird, mit künstlicher Intelligenz irgendwelche Strukturen zu zaubern, wo keine sind. Auch die Scharfzeichnung arbeitet sehr dezent und praktisch unsichtbar. Die Fotos beeindrucken entsprechend mit einer natürlichen Darstellung und realistischen Farben, im Grunde genau so, wie man sie von seinem normalen Computermonitor kennt (Büro-Gerät, kein Bildbearbeitungsmonitor mit erweitertem Gammut). Fotos in dieser Größe zu schauen und in dieser Auflösung macht einfach enorm Spaß. Nur eine andere Zuspiel-Möglichkeit sollte man sich suchen, aber dafür liefern wir ja auch noch einige Fototipps. ;-)
Erweiterte Funktionen fehlen dem günstigen Medion natürlich völlig. Weder hat er eine Smart-TV Funktion eingebaut (siehe Kasten), noch besitzt er eine Aufzeichnungsmöglichkeit auf einer anzuschließenden Festplatte oder ein zeitversetztes Anschauen des Programms (Pause-Taste). Alle Basis-Funktionen sind aber vorhanden, auch so Sachen wie ein automatischer Sleep-Timer, der das Gerät nach einigen Stunden abschaltet, wenn keine Bedienung stattfand. Zudem ist einer der HDMI-Eingänge CEC/ARC-fähig, d. h. daran angeschlossene Geräte kann man dann über die Fernbedienung des Fernsehers steuern und umgekehrt. Alles in allem also ein einfaches und unauffälliges Gerät.