Spiegellose APS-C-Systemkamera der Luxusklasse

Testbericht: Leica CL

Seite 2 von 5, vom 2018-04-13 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Ausstattung

Man mag es auf den ersten Blick nicht glauben, aber die Leica CL wartet sogar mit einem Vollautomatikmodus und Motivprogrammen auf. Wer möchte, kann sich also auch ohne Fotografiekenntnisse mit dieser teuren Kamera mit ihrem edlen roten Punkt schmücken und dennoch ordentliche Fotos aufnehmen. Sogar einen Schwenkpanoramamodus bietet die CL, wobei dieser jedoch mit einer relativ geringen Auflösung von 8.176 x 1.920 Pixeln arbeitet, obwohl sie den Serienbildmodus, also potentiell die volle Auflösung von 4.000 Pixeln vertikal, nutzt. Trotz der geringen Auflösung kommt es außerdem zuweilen zu sichtbaren Stitchingfehlern. Besser funktioniert da der HDR-Modus, der ebenfalls in den Motivprogrammen zu finden ist und mehr als ein reiner Bildbearbeitungseffekt ist, denn es werden tatsächlich drei unterschiedlich belichtete Fotos aufgenommen und miteinander verrechnet. Wer auf Bildeffekte steht, findet unter den Motivprogrammen immerhin einen Miniatureffekt, Schwarzweißfotos lassen sich hingegen über einen gesonderten Menüpunkt in allen Aufnahmeprogrammen anfertigen.

Eigentlich ist die Leica CL aber als Kamera für Fotoenthusiasten gebaut, die gerne die Blende und/oder Belichtungszeit selbst einstellen möchten. Dabei fehlt auch eine ISO-Automatik nicht, die sich selbst im manuellen Modus aktivieren lässt. Auch an die Belichtungskorrekturfunktion hat Leica dabei gedacht. So lassen sich bei automatischer Wahl der Empfindlichkeit die Blende, Belichtungskorrektur und die Belichtungsstärke kontrollieren. Übrigens kann die ISO-Automatik individualisiert werden. Sowohl die höchste anzusteuernde Empfindlichkeit als auch die maximale Belichtungszeit lassen sich festlegen. Letzteres funktioniert nicht nur als fester Wert, sondern auch abhängig von der Brennweite, wobei sich sogar ein Faktor festlegen lässt, sodass man die Schwelle auch kürzer als den Kehrwert der Brennweite einstellen kann.

Sehr nützlich ist auch die Belichtungsreihenfunktion, denn sie bietet gerade HDR-Fotografen einen großen Einstellbereich. Wahlweise drei oder fünf Aufnahmen können mit einem Abstand von ein, zwei oder drei EV aufgenommen werden, maximal lassen sich also Aufnahmen im Bereich von +/- sechs EV anfertigen. Das Ganze ist mit der Belichtungskorrektur von +/- drei EV kombinierbar, um den Aufnahmebereich je nach Motiv verschieben zu können. Was ebenfalls nicht fehlt, ist eine Intervallaufnahmefunktion. Sie nimmt bis zu 9999 Fotos auf, was jedoch angesichts der kurzen Akkulaufzeit und dem nicht vorhandenen Netzteilanschluss völlig utopisch ist.

Als äußerst leistungsfähig erweist sich zudem die Serienbildfunktion. Mit fast zehn Bildern pro Sekunde ist die CL äußerst schnell. In JPEG kann man so praktisch die Speicherkarte voll fotografieren, die dafür nötigen über 80 Megabyte pro Sekunde werden problemlos weggeschrieben. In Raw hingegen ist nach 34 Aufnahmen Schluss mit der hohen Serienbildgeschwindigkeit. Dann ist der Puffer voll und die CL dümpelt mit sehr unregelmäßigen Aufnahmen dahin, die im Schnitt bei 1,3 Bildern pro Sekunde liegen. Nach dem Beenden einer solchen Serie dauert es zudem 30 Sekunden, bis die Daten auf die Speicherkarte geschrieben sind. Immerhin bleibt die CL währenddessen voll bedienbar. Die Speichergeschwindigkeit beträgt dabei nur noch rund 55 Megabyte pro Sekunde, was auf den Prozessor als Flaschenhals hindeutet. Möglicherweise kommt er beim Komprimieren der DNGs nicht hinterher, wobei der Einsatz dieses universalen Formats durchaus löblich ist.

Beim Autofokus arbeitet die Leica CL zwar flott, stellt aber keine Rekorde auf. Ungefähr 0,35 Sekunden dauert es vom Drücken des Auslösers bis zur eigentlichen Aufnahme, wenn von unendlich auf zwei Meter fokussiert wird. Langsam ist die CL damit keinesfalls. Der Autofokus arbeitet dabei rein kontrastbasiert. Zudem bietet der Autofokus verschiedene Modi vom Mehrfeld über einen Spot-Autofokus bis hin zu einem Tracking-AF und einem Touch-AF, der jedoch nur funktioniert, wenn man die entsprechende Option ausgewählt hat. Mit dem Mehrfeld-Autofokus zu arbeiten und ihn per Fingertipper temporär auf ein Motivdetail zu legen, funktioniert also nur umständlich. Eine manuelle Fokussierung ist kein Problem, hier unterstützt die CL den Fotografen nicht nur mit einer Lupe, sondern sogar auch mit einer praktischen Peaking-Funktion, die scharfe Kontrastkanten im Motiv farblich hervorhebt.

Der Videomodus muss erst über das Programmwählrad aktiviert werden, wartet dann aber mit 4K-Auflösung bei 30 Bildern pro Sekunde oder Full-HD-Auflösung mit maximal 60 Bildern pro Sekunde auf. Ein Stereomikrofon ist verbaut und sogar der Pegel wird angezeigt und lässt sich in einigen Stufen anpassen. Außerdem kann der Film-Look angepasst werden, um beispielsweise besonders lebendige Farben oder Schwarzweißfilme aufnehmen zu können. Insgesamt sind die Videofunktionen jedoch begrenzt, es gibt keine manuelle Belichtung und beispielsweise auch keinen Mikrofonanschluss. Für einfache Schnappschuss-Bewegtbilder ist die CL aber allemal ausreichend. Der Schwerpunkt liegt hier eindeutig auf Foto.

Wie auch die TL lässt sich die CL übrigens per WLAN mit einem Smartphone oder Tablet verbinden, um sie per App inklusive Livebildübertragung fernsteuern zu können oder um Bilder zu übertragen. Der Wiedergabemodus hingegen ist wiederum recht rudimentär. So gibt es keine Bildbearbeitungsfunktionen, aber immerhin kommt dabei der Touchscreen mit ein paar mehr Funktionen zum Einsatz. Per Zweifingergeste kann gezoomt oder der Bildindex aufgerufen werden, auch das Blättern mittels Wischen über den Bildschirm gelingt intuitiv wie bei einem Smartphone. Hier blitzt die moderne Touchbedienung der TL-Schwestermodelle durch. Die Diashowfunktion ist übrigens nett, sie arbeitet zwar tonlos, aber mit weichem Übergangseffekt. Ohne HDMI-Anschluss ist sie jedoch auf den kleinen 7,5-Zentimeter-Bildschirm beschränkt und damit irgendwie witzlos.

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