Hochauslösende, spiegellose Vollformat-Systemkamera

Testbericht: Nikon Z 7

Inhaltsverzeichnis

  1. Ergonomie und Verarbeitung
  2. Ausstattung
  3. Bildqualität
  4. Fazit und Kurzbewertung
  5. Messwerte (Premium)
  6. Bewertungstabelle (Premium)
  7. Bewertungsdiagramme (Premium)
  8. Technische Daten
  9. Alternativen (Premium)
Seite 2 von 5, vom 2018-09-21 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Ausstattung

Das Programmwählrad der Nikon Z 7 umfasst insgesamt acht Positionen. Es gibt sogar einen Vollautomatikmodus, in dem die Kamera alle Aufnahmeeinstellungen vornimmt. Auf Motivproramme hat Nikon hingegen verzichtet, und das ist in dieser Preisklasse auch gut so. Stattdessen befinden sich neben den klassischen Kreativprogrammen P, A, S und M noch drei Benutzerprogramme auf dem Wählrad, so dass der Fotograf drei verschiedene Konfigurationen direkt abrufen kann. Die ISO-Automatik und die Belichtungskorrektur funktionieren auch im manuellen Modus, so dass man Aufnahmen mit Belichtungsautomatik, aber fester Belichtungszeit und Blende anfertigen kann.

Der mechanische Verschluss bietet bis zu 1/8.000 Sekunde kurze Belichtungszeiten und arbeitet recht leise. Es ist zudem möglich, zur Reduzierung von Erschütterungen einen elektronischen ersten Verschlussvorhang zu aktivieren. Außerdem bietet die Z 7 eine leise Auslösung mit rein elektronischem Verschluss. Dies schränkt jedoch einige Kamerafunktionen ein und erschließt keine kürzeren Belichtungszeiten wie bei anderen Kameraherstellern. Die Aufnahmereihenfunktionen umfassen neben klassischen Belichtungsreihen auch Weißabgleichsreihenaufnahmen und sogar Fokusreihen. Die maximale Anzahl an Aufnahmen einer Belichtungsreihe hängt von der Schrittweite ab. Bei 0,3 bis 1 EV sind bis zu neun Aufnahmen möglich, bei 2 und 3 EV Belichtungsabstand sind es maximal fünf Aufnahmen. Das reicht locker für HDR-Aufnahmen aus. Zudem ist die Nikon in der Lage, HDR-Bilder direkt aufzunehmen und zusammenzusetzen. Dabei lassen sich die Belichtungsdifferenz und die Glättung einstellen, auch die Einzelbilder können neben dem Endergebnis separat gespeichert werden.

Die Fokusreihenaufnahmefunktion ist in einem separaten Menüpunkt zu finden und bietet vielfältige Einstellungen von der Anzahl der Aufnahmen bis hin zur Schrittweite der Fokusverlagerung, dem Zeitintervall, dem Speicherordner und noch vielem mehr. Nur zusammensetzen kann die Nikon die Aufnahmen nicht selbstständig, das muss man an einem PC mit geeigneter Software machen.

Das Autofokussystem der Z 7 arbeitet mit fast 500 Phasenautofokussensoren, die bis weit an den Randbereich den Bildaufnahmesensors verteilt sind. Von unendlich auf zwei Meter fokussiert die Z 7 mit dem Setobjektiv innerhalb von weniger als 0,2 Sekunden, was sehr schnell ist. Die Auslöseverzögerung liegt bei 0,07 Sekunden, was schnell, aber nicht rekordverdächtig ist. Dieses Niveau erreichen auch DSLRs, manche spiegellose Systemkamera hingegen ist da nochmal deutlich flotter. Insgesamt beträgt die Auslöseverzögerung inklusive Fokussierung damit 0,16 bis 0,24 Sekunden, was ein sehr guter Wert ist. Der Autofokus arbeitet bei der Verfolgung von Motiven allerdings nur leidlich gut. Immerhin gibt es auch eine Gesichts-, aber keine Augenerkennung, die bei Porträts äußerst hilfreich sein kann. Die Präzision des Fokus ist ebenfalls gut. In dunkleren Umgebungen kommt der Autofokus zwar nicht ins Schleudern, wird aber teilweise spürbar langsamer. Mit den nativen Z-Objektiven funktioniert der Autofokus am schnellsten, aber über den FTZ-Adapter angeschlossene Objektive fokussieren ebenfalls flott, im AF-S nicht langsamer als an einer DSLR. Uneingeschränkt funktionieren AI-, AF-S- und AF-P-Objektive. Der Adapter macht praktisch nichts anderes, als etwas Luft zu umbauen, dunkel abzuschirmen sowie den Unterschied der Bajonettauflagemaße (F und Z) anzupassen und natürlich den Anschluss selbst.

Die Serienaufnahmefunktion soll theoretisch bis zu neun Bilder pro Sekunde erreichen. Praktisch war das bei uns aber nicht der Fall. Es gibt diverse Einschränkungen. Mit mechanischem Verschluss etwa sind es maximal acht Bilder pro Sekunde, nur mit elektronischem sollen die neun Bilder pro Sekunde erreicht werden. Aber auch hier gibt es einige Einschränkungen: Mit 14 Bit Raw-Aufnahmen sind es wieder nur acht Bilder pro Sekunde. Tatsächlich erreichten wir in JPEG 7,8 Bilder pro Sekunde und in Raw (14 Bit) nur 6,7 Bilder pro Sekunde, beides mit elektronischem Verschluss. Das größte Manko ist jedoch der viel zu klein geratene Puffer. Während Sony riesige Puffer und langsame Speicherkarteninterfaces in seine Kameras einbaut, macht Nikon es genau umgekehrt. In JPEG hält die Z 7 die hohe Serienbildgeschwindigkeit für immerhin 30 Bilder durch, das ist für die meisten Situationen ausreichend. Mit vollem Puffer sind kontinuierlich (angesichts der hohen Auflösung respektable) vier Serienbilder pro Sekunde möglich, allerdings ist nach spätestens 200 Aufnahmen definitiv Schluss, das gibt die Kamera per Menüeinstellung als Maximum vor, was sich auf Wunsch reduzieren lässt. In Raw hingegen ist der Puffer nach nur elf Aufnahmen voll, danach geht es mit respektablen 3,6 Serienbildern pro Sekunde weiter. Bei gut 60 Megabyte pro verlustfrei komprimiertem 14-Bit-Raw sind das über 200 Megabyte pro Sekunde Schreibgeschwindigkeit. Ein Livebild sowie eine Belichtungsnachführung während der Serienbildaufnahmen gibt es nur bei auf 5,5 Bilder pro Sekunde reduzierter Bildrate. Bei schnellerer Bildfolge wird das zuletzt aufgenommene Foto im Sucher angezeigt, was bis auf wenige Ausnahmen ein echter Nachteil vieler spiegelloser Systemkameras ist.

Dank des beweglich gelagerten Bildsensors sind mit der Nikon Z 7 theoretisch und auch praktisch bis zu fünf Blendenstufen längere Belichtungszeiten ohne Stativ möglich als ohne Stabilisator. Der Sensor wird auf drei Achsen verschoben (horizontal, vertikal und in der Rotation), ausgeglichen werden fünf Achsen: Neben der Rotation sind das horizontale und vertikale Verschwenkungen sowie Verschiebungen der Kamera. Je nach Aufnahmedistanz ist mal das eine, mal das andere stärker. Bei weit entfernten Motiven sind die Verschwenkungen ein Problem, bei den Nahen eher Verschiebungen. Der Bildstabilisator macht sich durch ein sehr leises akustisches Rauschen bemerkbar, vor allem aber mit seiner effektiven Arbeit. Auch mit adaptierten Objektiven funktioniert er. Besitzt das Objektiv selbst einen optischen Bildstabilisator, so übernimmt das Objektiv den Ausgleich der Verschwenkungen. Das ist vor allem bei Teleobjektiven äußerst nützlich und viel effektiver. Die verbliebenen drei Achsen gleicht der Kamera-Bildstabilisator aus. Sonderfunktionen wie eine Pixel-Shift-Auflösungssteigerung gibt es bei Nikon nicht.

Videos zeichnet die Z 7 maximal in 4K-Auflösung (3.840 mal 2.160 Pixel) bei bis zu 30 Bildern pro Sekunde auf. In Full-HD (1.920 x 1.080) sind sogar bis zu 120 Bilder pro Sekunde für Zeitlupeneffekte oder besonders flüssige Bewegungsabläufe möglich. Der Sensor-Shift-Bildstabilisator bleibt dabei aktiv und so kann die gesamte Sensorbreite für die Filmaufnahme verwendet werden. Es gibt also, mit Ausnahme des Beschnitts vom 3:2-Sensorformat auf das 16:9-Videoseitenverhältnis, keinen Bildwinkelverlust. Allerdings erfolgt die Videoaufnahme im Lineskippingverfahren, es kommen also nicht alle Bildsensorzellen zum Einsatz. Wer möchte, kann einen elektronischen Bildstabilisator zuschalten, der das Bild nochmals deutlich beruhigt, allerdings etwas Bildbeschnitt mit sich bringt. Den Autofokus führt die Z 7 sanft und recht sicher nach. Der Ton wird wahlweise über das integrierte oder ein extern angeschlossenes Stereomikrofon aufzeichnet. Eine Pegelanzeige samt Aussteuermöglichkeit fehlt ebenfalls nicht und über Kopfhörer lässt sich der Ton live kontrollieren.

Nikon verbaut in der Z 7 sowohl Bluetooth, als auch WLAN, die im von Nikon Snapbridge genannten System zusammenarbeiten. Dank Bluetooth kann relativ energiesparend eine dauerhafte Verbindung zum Smartphone aufrechterhalten werden, so dass zum Beispiel Geoinformationen des Smartphones zum Geotagging der Bilder direkt beim Speichern in den EXIF-Daten abgelegt werden können. Auch eine Hintergrundübertragung kleiner Vorschaubilder ermöglicht Snapbridge. Für alles, was eine höhere Datentransferrate benötigt, wird WLAN zugeschaltet. Es dient nicht nur der Übertragung hochauflösender Bilder auf das Smartphone, sondern auch zur Kamerafernsteuerung via App samt Livebildübertragung. Seit der zweiten Generation von Snapbridge sind dabei umfangreichere Kameraeinstellungen möglich. Mehr Details zu Snapbridge und dem Thema Geotagging mit der Z 7 sind in den über die weiterführenden Links erreichbaren Fototipps beschrieben.

Im Gegensatz zu früheren Snapbridge-Versionen – das war ein großer Kritikpunkt – ist die WLAN-Schnittstelle nicht mehr an Snapbridge gebunden, sondern kann unabhängig arbeiten. Das ermöglicht das drahtlose Übertragen der Fotos an Computer. Auch im Studio ist nun eine drahtlose Fernbedienung der Nikon Z 7 vom Computer aus möglich, was selbstverständlich auch kabelgebunden funktioniert (so genanntes Tethering).

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