Ausstattung
Die Pen-E-PL-Serie soll das Bindeglied zwischen einer Kamera für Einsteiger und ambitionierte Fotografen sein. Das funktioniert eigentlich auch ganz gut, ist am Ende aber nicht konsequent genug umgesetzt. Doch dazu später mehr. Die E-PL9 bietet eine intelligente Motivautomatik, die in der Lage ist, eigenständig Motivsituationen zu erkennen. Zudem können 28 Motivprogramme in sechs Kategorien manuell gewählt werden. Sie decken einen Großteil von fotografischen Situationen ab, wie beispielsweise Porträt- oder Landschaftsaufnahmen.
Spezialeffekte sind in digitalen Kameras keine Neuigkeit, zumal solche Filter beispielsweise seit einigen Jahren auf Instagram quasi zum Standard gehören. Diese werden bei Olympus Art-Filter genannt und umfassen bei der E-PL9 ganze 16 Effekte. Einige sind zudem in den Voreinstellungen anpassbar, so dass insgesamt 31 Effekte zur Verfügung stehen. Diese lassen sich jeweils noch mit insgesamt sieben Zusatzeffekten, wie beispielsweise Vignetten, kombinieren. Damit sind bis zu 217 unterschiedliche Kombinationen möglich. Zu den Art-Filtern zählen zum Beispiel die Crossentwicklung, ein Miniatureffekt, eine Lochkamera, ein Colorkey-Effekt (partielle Farbe) sowie der beliebte Retro-Effekt und vieles mehr. Die Art-Filter lassen sich sogar in der Programmautomatik sowie den Halbautomaten und dem manuellen Modus einsetzen.
Kein Spezialeffekt, aber ein echt nettes Feature erlaubt die Anpassung der Gradationskurve. Dazu kann der Fotograf die Tiefen, Mitteltöne und Lichter separat vor der Aufnahme verstellen. Der Vorteil davon ist, dass die Tiefen nicht so schnell "absaufen", also zu schwarzen Löchern werden, sondern so gut es geht Details zeigen. Ein Nachteil ist aber, dass Schwarz eher Dunkelgrau aussehen kann. Im Lichter-Bereich verhält es sich dann genau umgekehrt. Zudem kann das Bildrauschen in den aufgehellten Tiefen zunehmen.
Deutlich ist der Farbunterschied zwischen dem kühlen Silber des Objektivs und dem wärmeren Farbtons des Gehäuses zu sehen. [Foto: MediaNord]
Wie die OM-D E-M10 Mark III bietet auch die Pen E-PL9 den neuen Advanced Photomodus. Dieser besitzt auf dem Moduswahlrad eine eigene Position. Die Idee hinter dem auch AP genannten Modus ist, dass der Fotograf alle weiterführenden Spezialfunktionen auf einem Fleck versammelt vorfindet. In der Tat erwarten den Fotografen interessante Funktionen wie die Doppelbelichtung, HDR, Flüstermodus mit elektronischem Verschluss, die Panoramafunktion sowie die Korrektur für stürzende Linien und die Belichtungs- beziehungsweise Fokus-Reihenaufnahmefunktion.
Allerdings sind diese Funktionen exklusiv hier zu finden und nicht mit anderen Aufnahmemodi kombinierbar. So ist es unmöglich, den Silent-Modus mit eine Belichtungsreihe zu kombinieren. Auch die Funktionseinschränkung bei der Belichtungsreihenfunktion ist verwunderlich. Es können drei oder fünf Aufnahmen gewählt werden, aber nicht der Belichtungsabstand. Dieser ist bei drei Aufnahmen auf 1 EV und bei fünf Aufnahmen auf 0,7 EV begrenzt. Damit erreicht die 5er Belichtungsreihe gerade einmal 0,3 EV mehr Umfang als die 3er Aufnahmereihe. Setzt man das in Bezug zum Dynamikumfang des Sensors im unteren bis mittleren Empfindlichkeitsbereich, so ist der Vorteil der 5er-Aufnahmereihe verschwindend gering.
Überall anwendbar sind der Live-Time- und der Live-Composite-Modus. Beide Funktionen gehören zu den Spezialitäten von Olympus. Sie erleichtern das Aufzeichnen von Langzeitaufnahmen, wie beispielsweise von Startrails. Wie genau die beiden Funktionen arbeiten, haben wir in einem Fototipp zusammengefasst (siehe weiterführende Links).
Im Gegensatz zu den Beschränkungen des AP-Modus ist die Intervallfunktion über das Hauptmenü erreichbar. Neben der Erstellung von Einzelaufnahmen in individuellem Zeitabstand können auch Videos in 4K, FullHD und HD in der Kamera erzeugt werden. Je nach gewählter Auflösung ist die Bildwechselfrequenz unterschiedlich. So besitzt 4K maximal 5 Bilder/s, FullHD ist mit maximal 15 Bildern/s dabei und HD erreicht maximal 30 Bilder/s. Die Vielfalt an Einstellungsmöglichkeiten setzt sich bei den Weißabgleichsfunktionen fort. So stehen ein zuverlässiger Automatikmodus, verschiedene Voreinstellungen, eine Farbtemperatureingabe und vier Speicherplätze für einen eigenen Weißabgleich zur Verfügung.
Das schnelle und präzise Fokussieren ist die Hauptaufgabe des Autofokus-Systems. In der E-PL9 arbeitet es mit dem Motivkontrast und bietet insgesamt 121 Messfelder. 0,33 Sekunden benötigt die Kamera zum fokussieren und Auslösen im Weitwinkel und 0,37 Sekunden im Telebereich des 14-42mm-Objektivs. Die reine Auslöseverzögerung beträgt 0,09 beziehungsweise 0,08 Sekunden. Zu den Autofokus-Funktionen gehört die Möglichkeit, Messpunkte in Gruppen zusammenzufassen, einzeln anzuwählen, per Touchberührung auf dem Monitor zu positionieren oder sogar so einzustellen, dass ein Motiv verfolgt wird (AF-C mit Tracking). Auch Gesichter kann der Autofokus erkennen und priorisiert die Fokussierung entsprechend. Wenn gewünscht, kann auch eine manuelle Fokussierung durchgeführt werden. Hierzu stellt die Kamera eine Fokuspeaking-Funktion sowie eine Fokuslupe mit bis zu 14-facher Vergrößerung zur Verfügung.
Auf der rechten Seite der Pen E-PL9 befindet sich das Anschlussterminal für USB- und HDMI-Kabelverbindungen. [Foto: MediaNord]
Eingebaute Blitzgeräte fallen vor allem durch die geringe Lichtleistung auf. Auch das mechanisch herausklappbare Blitzgerät der E-PL9 macht da keine Ausnahme. Die Leitzahl beträgt schwächliche 6,4 bei ISO 100. Da aber ISO 200 die native Empfindlichkeit des Sensors ist, beträgt die Leitzahl mit dieser Empfindlichkeit immerhin 8. Das Ergebnis entspricht vergleichbaren Modellen anderer Hersteller. Grund dafür ist zum einen der geringe Platz, der für die Hochleistungskondensatoren im Gehäuse zur Verfügung steht und zum anderen der Umstand, dass der Blitz meistens nur im Nahbereich eingesetzt wird. Der Umfang der Blitzfunktionen umfasst alles, was man so braucht. Dazu gehören etwa die Langzeitsynchronisation, das Synchronisieren auf den zweiten Verschlussvorhang und eine Aufhellfunktion. Das Besondere an dem Blitz ist jedoch, dass er drahtlos über einen Lichtimpuls kompatible Olympus Blitzgeräte steuern kann. Das ist für eine Kamera der Pen-E-PL-Serie eine Premiere, denn vorher brauchte es dafür einen Aufsteckblitz im Blitzschuh. Wer möchte, kann externe Blitzgeräte aber auch einfach in den vorhandenen Aufsteckschuh stecken, um beispielsweise indirekt über die Decke zu blitzen.
Im Gegensatz zum Gehäuse besteht das Objektivbajonett der Kamera aus Metall. Hinter dem mechanischen Schlitzverschluss befindet sich der 16 Megapixel auflösende LiveMOS-Aufnahmesensor. Er ist, im Gegensatz zum Sensor der OM-D EM10 Mark III, nur mit einem dreiachsigen mechanischen Bildstabilisator ausgestattet. Der Stabilisator soll bis zu 3,5 Blendenstufen längere Belichtungszeiten verwackelungsfrei ermöglichen. Im Videomodus stehen sowohl der mechanische als auch der elektronische Stabilisator zur Verfügung. Die E-PL9 kann Videos in HD (1.280 x 720), FullHD (1.920 x 1.080) und auch 4K (3.840 x 2.160) aufzeichnen. Allerdings steht die 4K Auflösung nicht im normalen Videomenü zur Verfügung, sondern muss über eine gesonderte Funktion aktiviert werden. Die maximale Aufnahmedauer für Videos beträgt 29 Minuten. Als Video-Formate stehen MOV mit H.264-Kompression und AVI-Motion-JPEG zur Verfügung.
Doch wohin mit den Bildern oder Videos, wenn die Kamera diese erstmal auf die Speicherkarte gebannt hat? Zum einen kann man sich die Aufnahmen auf dem Kameramonitor anschauen. Alternativ kauft man sich ein MiniHDMI auf HDMI-Kabel und schließt die Kamera an einen Fernseher an einen Fernseher an, um die Aufnahmen auf diesem in Groß anzusehen. Selbstverständlich lassen sich die Daten auch per USB-Schnittstelle auf den heimischen Rechner übertragen.
Dank eingebauter WLAN-Funktion ist zudem eine Übertragung der Aufnahmen auf ein Smartgerät problemlos möglich. Dazu benötigt man lediglich die kostenlose Olympus App, die bei GooglePlay und itunes erhältlich ist. Leider kann die E-PL9 nicht von Haus aus in ein bestehendes WLAN integriert werden. Die Kamera muss mit dem Smartgerät eine sogenannte Ad-hoc-Verbindung aufbauen. Ist die einmalige Einrichtung abgeschlossen, kann der Fotograf die Verbindung zum Netzwerk mit der Kamera jederzeit leicht wieder aufbauen.
Das Micro-Four-Thirds-Bajonett besteht aus Metall. [Foto: MediaNord]
Die App selber kann als umfangreiche Fernbedienung mit LiveView genutzt werden. Wenn ein Objektiv mit elektrischem Zoom montiert ist, kann dieses auch über die App gesteuert werden. Zudem lassen sich Bilder von der Kamera zum Smartgerät übertragen, um sie von dort beispielsweise in den sozialen Medien zu teilen.
Die E-PL9 verlangt nach der neuesten App-Version, die sich deutlich von der Vorgängerversion unterscheidet. So wurden beispielsweise die Bildbearbeitung im Smartphone und das Tracking für die Positionsdaten in zwei separate Apps ausgelagert. Diese sind kostenlos, müssen jedoch einzeln heruntergeladen und installiert werden. Um die Positionsdaten in die Bilder zu übertragen, muss zunächst einmal das Tracking in der App aktiviert sein. Wichtig ist eine bei beiden Geräten synchron laufende Zeit, was zum Glück über einen Button in der App bewerkstelligt werden kann.
Dann wird die Kamera vom Smartgerät entkoppelt und die Fotowanderung kann beginnen. Am Ende der Tour wird erneut die App Olympus Image Track geöffnet und der Trackingvorgang beendet. Danach muss die Kamera erneut mit dem Smartgerät verbunden werden, um die Positionsdaten vom Smartgerät in die Metadaten der Bilder auf der Kamera zu schreiben oder die Bilder auf das Smartgerät zu importieren.
All diese Funktionen werden komplett über das WLAN der Kamera abgewickelt. Die Bluetooth-Funktion erlaubt lediglich den Zugriff auf die ausgeschaltete Kamera, um beispielsweise Bilder automatisch auf das Smartgerät zu importieren. Diese Funktion muss allerdings manuell in der Kamera aktiviert werden. Wieso es keine permanente Kopplung von Kamera und Smartgerät per Bluetooth gibt, um die Positionsdaten direkt bei der Aufnahme in die Metadaten des Bildes zu übertragen, ist unverständlich.