Ausstattung
Die Sony ZV-1 bietet für sämtliche Nutzergruppen den nötigen Funktionsumfang. Soll die Kamera alle Einstellungen automatisch übernehmen, so tut sie das im Automodus klaglos. Im Schwenkpanoramamodus gelingen Breitbildaufnahmen genauso, wie solche im Hochformat und die Motivprogramme erlauben dem Anwender, der Kamera das Motiv vorzugeben. Trotz Automatikmodus bietet die ZV-1 einige Eingriffsmöglichkeiten, so kann etwa der Serienbildmodus verwendet oder manuell fokussiert werden. Zudem erlaubt eine einfache Optionswahl beispielsweise den Einfluss auf Hintergrundunschärfe oder Farben, auch Filtereffekte wie Monochrom oder Spielzeugkamera stehen zur Verfügung.
Ambitionierte Anwender werden sich über die klassischen Kreativprogramme freuen, in denen sie mittels Blende und Belichtungszeit Einfluss auf die Bildwirkung nehmen können. Neben den klassischen Belichtungsprogrammen P, A, S und M stehen auch zwei individuell belegbare Speicherplätze für bevorzugte Aufnahmeeinstellungen bereit. Der weitere Funktionsumfang beschränkt sich auf Standardfunktionen wie etwa Belichtungsreihen, einen Mehrfach-Selbstauslöser, HDR-Aufnahmen oder die Dynamikerweiterung DRO.
Ein Mikrofonpuschel (auch Deadcat genannt) gehört zum Lieferumfang der Sony ZV-1. Er filtert Windgeräusche gut, verdeckt allerdings den Einschaltknopf. [Foto: MediaNord]
Der Mikrofonpuschel wird über eine Plastikhalterung geschoben, die wiederum in den Blitzschuh gesteckt wird und ihn seitlich über das Mikrofon platziert. [Foto: MediaNord]
Als Kompaktkamera arbeitet die Sony ZV-1 mit einem Zentralverschluss, der lediglich bis zu 1/2.000 Sekunde kurze Verschlusszeiten erlaubt. Diese stehen auch für die Blitzsynchronisation bereit. Wer 1/2.000 Sekunde für seine Fotos zu lang belichtet findet, kann auf den elektronischen Verschluss zurückgreifen. Bis zu 1/32.000 Sekunde kurze Belichtungszeiten werden damit ermöglicht. Statt des leisen Klackerns ist dabei gar kein Verschlussgeräusch mehr zu hören. Im Gegensatz zu manch anderer Kamera erlaubt die Sony auch längere Belichtungszeiten – bis zu 30 Sekunden – mit elektronischem Verschluss. Vor allem bei schnellen Motiven ist jedoch der Rolling-Shutter-Effekt zu berücksichtigen, der dank des schnellen Sensors zwar gering ausfällt, aber nicht ganz ausbleibt.
Der Serienbildmodus der ZV-1 ist nicht nur äußerst schnell, sondern nimmt dank des Front-End-LSIs, der zwischen dem Bildprozessor und dem Sensor sitzt, mit seinem ca. 1,5 GByte großen Puffer auch viele Bilder am Stück auf. 24 Serienbilder pro Sekunde sind bei voller Auflösung möglich. Beeindruckende 78 Raw-Aufnahmen fasst der Puffer, bei JPEGs in höchster Qualität sind es sogar 162.
Danach beginnt jedoch das lange Warten. Das Schreibinterface ist trotz schneller Karte ein Nadelöhr, das maximal 40 Megabyte pro Sekunde hindurchlässt. Es dauert 38 Sekunden, bis der Puffer wieder von Raw-Bildern geleert ist, bei JPEG beträgt die Wartezeit sogar rund 80 Sekunden. Ein Grund dafür ist die aufwändigere JPEG-Bildbearbeitung der ZV-1, die im JPEG-Modus das eigentliche Nadelöhr darstellt.
Immerhin gibt es eine Schreibanzeige auf dem Bildschirm, die sogar anzeigt, wie viele Bilder sich noch im Puffer befinden. Zudem bleibt die ZV-1 jederzeit praktisch komplett inklusive Menü bedienbar. Selbst auf die Speicherkarte kann (zumindest auf die bereits gespeicherten Bilder) zugegriffen werden.
Der Autofokus arbeitet ebenfalls sehr schnell. Satte 315 Phasen-AF-Sensoren sind auf dem Sensor integriert und arbeiten mit dem Kontrastautofokus (425 Felder) zusammen. Die Messung im Labor ergab lediglich rund 0,2 Sekunden Auslöseverzögerung inklusive Fokussierung, ein sehr guter Wert. Ohne Fokussierung dauert es sogar nur 0,04 Sekunden vom Drücken des Auslösers bis zur eigentlichen Aufnahme. Außerdem funktioniert der Autofokus auch während der schnellen Serienbildaufnahmen und kann Motivbewegungen tatsächlich sehr gut folgen. Selbst Gesichter und Augen sowie Tiere erkennt der Autofokus und verfolgt sie zuverlässig.
Das Stativgewinde der Sony ZV-1 sitzt leider weit außerhalb der optischen Achse und direkt neben dem Akku- und Speicherkartenfach. [Foto: MediaNord]
Die Videofähigkeiten der Sony ZV-1 sind ebenfalls beeindruckend, aber darauf ist sie ja auch spezialisiert. Die Aufnahmelänge ist im Gegensatz zu Fotokameras theoretisch nicht auf die üblichen maximal knapp 30 Minuten beschränkt, so dass auch längere Videos am Stück möglich sind. Die Auflösung beträgt wahlweise Full-HD (1.920 x 1.080 Pixel) oder 4K (3.840 x 2.160 Pixel), wobei die maximale Bildfrequenz nicht nur von der Auflösung, sondern auch dem eingestellten Standard PAL oder NTSC abhängt, was nicht mehr zeitgemäß ist. Während im PAL-Modus mit 25, 50 und 100 Bildern pro Sekunde aufgenommen werden kann, stehen bei NTSC-Einstellung 24, 30, 60 und 120 Bilder pro Sekunde zur Verfügung.
Praktisch allerdings werden 4K-Videoaufnahmen bereits nach fünf Minuten beendet. Das ist etwa für One-Take-Produktbesprechungen indiskutabel. Dabei wird die Kamera nicht einmal sonderlich heiß, nur etwas warm. Hier bleibt dem Vlogger nur die Möglichkeit, entweder die Hitzeabschaltung auf hoch zu setzen oder auf Full-HD-Auflösung herunterzuschalten. In Full-HD sind auch in der Praxis über 30 Minuten lange Aufnahmen ohne Unterbrechung möglich, wobei die Kamera außen sogar etwas wärmer wird, als nach fünf Minuten 4K-Videoaufnahme. Nach etwa 35 Minuten erscheint zwar eine Hitzewarnung, die Aufnahme läuft aber dennoch weiter und wurde bei unserem Test auch nach einer Stunde noch nicht von der Kamera beendet (sondern durch uns). Es ist empfehlenswert, den Bildschirm abzuklappen, damit die Wärme auf der Rückseite besser abgeführt werden kann. Hier wäre ein ins Kühlkonzept einbezogenes Metallgehäuse anstelle des Kunststoffgehäuses sicher die bessere Wahl gewesen.
Die Qualität der Videos, insbesondere bei höchster Qualitätseinstellung von 100 Mbit/s, weiß jedoch zu beeindrucken, was sicherlich nicht zuletzt am 1,7-fachen Oversampling in 4K liegt. Den Autofokus und die Belichtung führt die Sony sanft und zielsicher nach, wobei die Belichtung auf Wunsch auch halbautomatisch oder manuell geregelt werden kann. Das Zoom arbeitet verlangsamt und fast geräuschlos, der Autofokus ist nicht zu hören und pumpt praktisch nicht. Am lautesten arbeitet der optische Bildstabilisator, störend ist er aber nicht. Zudem ist das Videobild bei Nutzung des optischen Stabilisators insbesondere in Kombination mit dem elektronischen sehr ruhig, allerdings wird bei aktiviertem elektronischem Stabilisator der Bildausschnitt entsprechend verkleinert.
Die Empfindlichkeit und Geschwindigkeit des Video-Autofokus lassen sich zudem konfigurieren. Die Kamera fokussiert zuverlässig auf Gesichter und Augen. Da das nicht immer von Vorteil ist, gibt es zudem einen speziellen Produktpräsentationsmodus. Hier wechselt die Kamera den Fokus blitzschnell auf ein Objekt, sobald man es vor die Kamera hält. Das funktioniert in der Praxis hervorragend.
Beeindruckend ist auch das Drei-Kapsel-Mikrofon, das den Ton vom Sprecher sehr gut vom Hintergrund hervorheben kann. Auch der mitgelieferte Mikrofonpuschel leistet gute Dienste beim Unterdrücken von Windgeräuschen. Der Mikrofonpegel lässt sich anzeigen und auf Wunsch manuell aussteuern.
Das Zoomobjektiv der Sony ZV-1 fährt weit aus dem Gehäuse heraus, obwohl es nur einen recht kleinen Brennweitenbereich bietet. [Foto: MediaNord]
Der weitere Video-Funktionsumfang umfasst etwa einstellbare Gammakurven samt S-Log, eine unkomprimierte HDMI-Ausgabe, Zebra-Anzeige, Timecode oder Proxy-Aufnahmen. Wer möchte, kann sogar Hochformatvideos aufzeichnen, die sich allerdings nur auf Smartphones und Tablets vernünftig anschauen lassen. Übrigens zeigt eine rote Aufnahmelampe an, ob die ZV-1 gerade ein Video aufzeichnet. Besonders einfach ist zudem die Wahl der Hintergrundschärfe, was auch während einer Videoaufzeichnung funktioniert. Standardmäßig ist die C1-Taste auf der Kameraoberseite damit belegt. Mit ihr wechselt man ohne technische Kenntnisse zwischen scharfem und unscharfem Hintergrund.
Der HFR-Videomodus nimmt sogar mit bis zu 1.000 Bildern pro Sekunde auf, die bis zu 40-fach verlangsamt wiedergegeben werden. Die Aufnahmelänge ist je nach Modus auf maximal sieben Sekunden beschränkt. Man sollte die Aufnahme dennoch gut auf das Action-Motiv abstimmen. Die Verarbeitung und Speicherung dauern übrigens eine halbe Ewigkeit, so ein HFR-Film ist jedoch bis zu mehrere hundert Megabyte groß. Die Auflösung der Highspeed-Videos ist mit Full-HD als Ausgabe-Auflösung scheinbar äußerst gut. Die Auflösung wird aber je nach Bildrate und Aufnahmezeit von teilweise deutlich niedrigeren Auflösungen hochskaliert. Je nach Bildrate liegt die Aufnahme-Auflösung zwischen 912 x 308 Pixeln bei 1.000 Bildern pro Sekunde und 1.824 x 1.026 Pixeln bei 250 Bildern pro Sekunde.
Insbesondere nach der Aufnahme bietet die Sony ZV-1 kaum Bearbeitungsmöglichkeiten für Fotos und Videos. Stattdessen setzt Sony auf seine Apps und Computerprogramme, die inzwischen unter dem Label "Imaging Edge" laufen. Imaging Edge Mobile ist die Smartphone-App, für die es in der neuesten Version ein "Movie Edit Add-on" gibt, um die Videoaufnahmen unterwegs bearbeiten und hochladen zu können. Mit Imaging Edge Desktop lässt sich die ZV-1 vom PC aus steuern und Fotos in Raw sowie in JPEG bearbeiten.
Für die drahtlose Kommunikation sorgen die eingebauten Funkstandards Bluetooth und WLAN. Zur Verbindung mit einem Smartphone wird einfach ein auf dem Kamerabildschirm angezeigter QR-Code mit der Imaging Edge Mobile App gescannt. Per energiesparendem Bluetooth können dann Geodaten vom Smartphone an die Kamera übertragen und direkt bei der Aufnahme in den Metadaten gespeichert werden. Die schnellere WLAN-Verbindung sorgt für die Übertragung von Fotos und Videos sowie zur Fernsteuerung der Kamera samt Livebildübertragung.